Kreuzreim – in 2 Min zum Reimprofi

Der Kreuzreim ist eins der am häufigsten verwendeten Reimschema und daher wichtig für jede Gedichtanalyse. Damit du optimal vorbereitet bist, schauen wir uns mal folgendes an:

• Das Reimschema des Kreuzreims
• Beispiele aus bekannten Gedichten
• den einfachsten Weg ihn zu finden
• Sonderformen des Kreuzreims
• die Wirkung auf den Leser

Los geht’s!

Kreuzreim Beispiel aus bekannten Gedichten

Die Luft ging durch die Felder,   a
die Ähren wogten sacht,   b
es rauschten leis die Wälder,    a
so sternklar war die Nacht.   b

Und meine Seele spannte   c
weit ihre Flügel aus,   d
flog durch die stillen Lande,   c
als flöge sie nach Haus.   d

Ein Auszug aus “Mondnacht” von Joseph von Eichendorff

Kreuzreim erkennen – Back to Basics

Bevor wir beschreiben, wie ein Kreuzreim auf die Leser wirkt, müssen wir erstmal feststellen, ob wir gerade einen Kreuzreim vor uns haben oder doch vielleicht einen Paarreim oder umarmenden Reim.

Fangen wir also mal bei den Basics an und schauen, was ein Reim überhaupt ist:

Bei unserem Gedicht schauen uns also vor allem die letzten Silben an, um die Reime finden zu können.

Um in den ganzen Reimen dann ein Reimschema finden zu können, markieren wir jedes Versende mit einem Buchstaben.

Das erste Versende bekommt ein a und wir gehen von da an weiter durch. Die Versenden, die sich dabei auf das erste Versende reimen, bekommen ebenfalls ein a. Das erste Versende, dass dies nicht tut, bekommt ein b.

Das erste Versende, dass sich nicht auf die Enden a und b reimt, bekommt ein c und so weiter.

Schauen wir uns mal ein Beispiel aus einem Gedicht an und probieren das Vorgehen zu übertragen:

Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
Nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Das feucht verklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ewgen Tau?“

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,
Netzt’ ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war’s um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin,
Und ward nicht mehr gesehn.

Labt sich die liebe Sonne nicht,   a
Der Mond sich nicht im Meer?   b 
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht   a
Nicht doppelt schöner her?   b
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,   c
Das feucht verklärte Blau?   d
Lockt dich dein eigen Angesicht   c
Nicht her in ewgen Tau?“   d

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll, e
Netzt’ ihm den nackten Fuß;   f
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,   e
Wie bei der Liebsten Gruß.   f
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;   g
Da war’s um ihn geschehn:   h
Halb zog sie ihn, halb sank er hin,   g
Und ward nicht mehr gesehn.   h

Kreuzreim Wirkung – was bewirkt er beim Leser?

Ähnlich wie der Paarreim bringt der Kreuzreim durch seine Struktur einen gewissen Rhythmus rein. Wenn man ein Gedicht mit dem Kreuzreimschema vorliest wirkt das Ganze also sehr melodisch.

Dadurch sind Kreuzreime und ihr Inhalt auch sehr einprägsam und bleiben gut im Kopf. Solange das Reimschema anhält bildet der Kreuzreim zudem eine eigene Sinneinheit.

Sonderformen des Kreuzreims: Stanze und halber Kreuzreim

halber Kreuzreim

Beim halben Kreuzreim ist der Name Programm. Er folgt dem Reimschema a b c b und hat damit prinzipiell den gleichen Aufbau eines Kreuzreims, aber nur die Hälfte der Reime.

Beim halben Kreuzreim reimen sich nur Vers 2 und 4, während sich Vers 3 nicht auf Vers 1 reimt, sondern einen neuen Endreim ins Spiel bringt.

Stanze

Der Begriff Stanze und das damit verbundene Reimschema bezieht sich dabei auf eine komplette Strophe mit 8 Versen. Das Reimschema der Stanze ist a b a b a b c c. Damit besteht es aus zunächst drei Kreuzreimen, die dann von einem Paarreim vollendet werden.

Die Stanze hat dadurch ihre eigene Wirkung, die sich noch etwas vom normalen Kreuzreim unterscheidet.

Durch den Paarreim am Ende entsteht ein Bruch in der vorherigen Reimschema, der die komplette Aufmerksamkeit auf sich zieht.

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