Du hast Probleme damit, bei der Gedichtanalyse die Antithese von anderen Stilmitteln zu unterscheiden und diese richtig zu interpretieren?
Wir erklären dir an einfachen Beispielen, was eine Antithese ist, welche Wirkung sie hat, welche Unterformen es gibt und wie du sie von anderen Stilmitteln unterscheidest.
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Eine Antithese ist eine Gegenbehauptung oder auch Gegenüberstellung von zwei Ausdrücken. Daher kann sie auch als Stilmittel genutzt werden.
Eine Gegenbehauptung ist eine direkte Antwort auf eine Behauptung, wie der Name schon sagt.
These: “Sie trug weiße Schuhe.”
Gegenbehauptung: “Nein, ihre Schuhe waren rot.”
Aber vor einem antithetischen Satz muss nicht immer eine Behauptung stehen: Bei der Gegenüberstellung werden zwei entgegengesetzte Gedanken kombiniert.
“Harte Schale, weicher Kern.”
→ Hart ist gegensätzlich zu weich.
Die Gegenüberstellung wird besonders oft als Stilmittel eingesetzt. Hierbei kann man nämlich nicht nur gegensätzliche Wörter gegenüberstellen, sondern auch ganze Wortgruppen oder Sätze.
Was bewirkt die Antithese? – So wirkt sie auf den Leser
Antithesen verstärken Kontraste, Widersprüche und Gegensätze. Das verstärkt die Bedeutung einer Aussage, eines Satzes oder Verses. Schauen wir uns einmal ein Beispiel an:
In der Aussage “Reden ist Silber, Schweigen ist Gold” gibt es einen Gegensatz zwischen den Verben “reden” und “schweigen”.
Die Begriffe “Silber” und “Gold” unterscheiden sich im Wert hierarchisch. Es ist allgemein bekannt, dass Gold mehr wert ist als Silber
Durch die Verknüpfung “reden” = “Silber” und “schweigen” = “Gold” wird dem Empfänger gesagt, dass Schweigen manchmal besser ist.
Wenn gegensätzliche Wörter miteinander in Verbindung gebracht werden, ist das erst einmal ungewohnt. Deshalb regt es die Leser*innen besonders zum Nachdenken an.
Antithese als Gegenbehauptung – So nutzt du sie in einer Argumentation
Antithesen in Form von Gegenbehauptungen begegnen dir sicher häufig in Diskussionen oder bei ganz normalen Gesprächen. Schauen wir uns mal ein Beispiel an:
These: “Du kannst doch Pfannkuchen machen.”
Antithese: “Nein, ich kann keine Pfannkuchen machen. Ich habe das Rezept verlegt.”
These, Antithese, Synthese – Die 3 Grundelemente der Dialektik
Wenn ihr nun im Gespräch zu einer Lösung kommt, könnt ihr eine neue Behauptung aufstellen. Das ist dann die sogenannte Synthese.
Synthese: “Achso, aber wenn du nach einem neuen Rezept suchst, dann kannst du Pfannkuchen machen.”
Dann wären die 3 Grundelemente der Dialektik (These, Antithese und Synthese) komplett.
Diese drei Elemente sind grundlegend für argumentative Texte. Wenn du zwischen These und Antithese abwägst, kommst du so zu einer gut begründeten Synthese.
Antithese als Stilmittel – 3 Anwendungsgebiete mit Beispielen
Die Antithese wird erst zum Stilmittel, wenn sie gezielt eingesetzt wird, um eine spezielle Wirkung zu erreichen. Als Stilmittel treten Antithesen meist in Form des Gegensatzes auf.
Hier findest du nun einen Überblick über die verschiedenen Verwendungsgebiete von Antithesen als Stilmittel:
Beispiele aus dem Alltag
Oft werden in Redewendungen antithetische Formulierungen verwendet, um die Gegensätzlichkeit hervorzuheben. So wie auch in diesen Beispielen:
- “Himmel und Hölle”
- “Wasser und Wein”
- “Lieb und Leid”
- “Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach.”
- “Hochmut kommt vor dem Fall.”
Antithesen werden auch gern in Werbungen verwendet. So können die Vorteile des angeworbenen Produkts besser hervorgehoben werden. Schauen wir uns hierzu nochmal ein paar Beispiele an:
- Heiße Preise zur kalten Jahreszeit
- Große Spielewelt, kleine Preise
- Heute schon für morgen sorgen.
Die Gegensätze (heiß – kalt, groß – klein, heute – morgen) rücken die einzelnen Begriffe mehr in den Vordergrund und betonen so besonders die Aussage.
Beispiel aus der Literatur
In der Literatur findet man häufig Sätze, die Gegensätze kombinieren. Schauen wir uns hierzu ein Beispiel aus Astrid Lindgrens “Karlsson fliegt wieder” an:
“Große Häuser und kleine Häuser gibt es, hübsche Häuser und hässliche Häuser, alte Häuser und neue Häuser.”
Lindgren nutzt hier einen antithetischen Satz, um eine vielfältige Umgebung zu beschreiben.
Antithese im Gedicht
Auch in Gedichten findet man das Stilmittel sehr oft. Schauen wir uns hierzu als Beispiel ein Auszug aus Bertolt Brechts “Alfabet” (1934) an:
“Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.”
Die Adjektive “arm” und “reich” bilden hier einen Gegensatz. Dadurch wird die gesellschaftliche Position der beiden Männer besonders hervorgehoben.
Antithesen im Sonett
Sehen wir uns hierzu einmal Andreas Gryphius Sonett “Es ist alles eitel” aus dem Jahr 1637 an:
“Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein.
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.”
Direkt im ersten Vers finden sich Antithesen in Form von Gegensätzen zwischen “jetzt” und “bald” oder “prächtig blüht” und “zertreten”. Durch den erzeugten Kontrast wirkt die darauf folgende Zerstörung und Bedrohung viel intensiver.
Auch im letzten Vers gibt es einen Kontrast durch die Gegensätze zwischen “jetzt” und “bald”, “lachen” und “donnern” oder “Glück” und “Beschwerden”. Dadurch wirken die Beschwerden umso wuchtiger und stärker im Gegensatz zum kurzlebigen Glück.
Sonderform Oxymoron – Ganz einfach unterscheiden
Auch das Stilmittel Oxymoron arbeitet mit Gegensätzen. Daher gilt es als Sonderform der Antithese.
So kannst du ganz einfach feststellen, dass nicht nur ein antithetischer Ausdruck, sondern ein Oxymoron vorliegt:
Bei antithetischen Gegensätzen ist es so, dass gegensätzliche Begriffe nur gegenübergestellt werden. Beim Oxymoron werden zwei Wörter kombiniert, die sich gegenseitig ausschließen.
Das erkennt man auch an diesen Beispielen:
- “Du siehst aus wie eine lebendige Leiche.”
- “Laute Stille”
Unterschied Antithese und Paradoxon
Vielen Schülern fällt es schwer, Paradoxon, Antithese und Oxymoron zu unterscheiden. Das liegt daran, dass die Unterschiede nur sehr klein sind und die Stilmittel teilweise auch ineinander übergehen. So kannst du die Stilmittel ganz einfach auseinanderhalten:
Wenn du nämlich genau hinschaust, liegt darin eine höhere Wahrheit und tiefere Erkenntnis. Auf den ersten Blick mag die Aussage widersinnig aussehen, aber bei näherer Betrachtung ergibt diese doch Sinn. Das ist das Paradoxe.
Bei der Antithesis hingegen werden lediglich zwei inhaltlich widersprüchliche Aussagen kombiniert. Die müssen aber nicht unbedingt einen Widerspruch ergeben.
Unterschied Antithese und Parallelismus
Das Stilmittel Parallelismus liegt vor, wenn die gleichen syntaktischen Satzstrukturen immer wiederkehren. Der Parallelismus wird auch oft in Verbindung mit einer Antithese eingesetzt.
Antithetischer Parallelismus
“Der Hauptgang schmeckte gut, der Nachtisch schmeckte schlecht”
Durch die immer gleichbleibende Abfolge der Satzglieder werden die gegensätzlichen Wörter für den Leser besonders hervorgehoben. So wirken die gegenüberstehenden Begriffe umso stärker und die Botschaft erscheint eindringlicher.
Unterschied Antithese und Chiasmus
Das Stilmittel Chiasmus meint die Überkreuzung ähnlicher Satzstrukturen. Schematisch kannst du dir das in etwa so vorstellen: a + b | b + a
Antithetischer Chiasmus
“Das Angebot war groß, klein war die Nachfrage.”
Quiz – Teste jetzt dein Wissen über Antithesen!
Ergebnisse
#1. Was ist eine Antithese?
#2. Was verstärken Antithesen?
#3. Wie heißen die 3 Grundelemente der Dialektik?
#4. In welchen Gebieten werden Antithesen angewandt?
#5. Welche Unterformen der Antithese gibt es? (Mehrfachauswahl möglich)
Wählen Sie alle zutreffenden: