Sitzenbleiben
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie am besten mit dem Thema "Sitzenbleiben" umgehen, welche Chancen sich dadurch eröffnen und welche Tipps es gibt, um einen optimalen Lösungsweg zu finden.
In den meisten deutschen Bundesländern kann einem Schüler der Aufstieg in die nächste Klasse verweigert werden, wenn die schulischen Leistungen nicht ausreichen. Er oder sie muss also „sitzenbleiben“ und das Schuljahr komplett wiederholen. Einen ersten Hinweis darauf liefert das Halbjahreszeugnis. Gibt es in einem oder mehreren Fächern gravierende Probleme, scheint hier der Hinweis „versetzungsgefährdet“ auf. Zeichnet sich erst im Lauf des zweiten Halbjahres ab, dass ein Schüler sitzenbleiben könnte, wird der Erziehungsberechtige in Form eines blauen Briefes darauf hingewiesen. Dieser wird meist um die Osterferien herum versandt; zum Teil auch erst später. Bei volljährigen Schülern wird nicht mehr schriftlich vorgewarnt.
Eine letzte Chance auf Versetzung bietet die Nachprüfung am Ende der Sommerferien, bei der das Klassenziel durch entsprechende Leistungen doch noch erreicht werden kann. Zudem gibt es die in der Praxis selten angewandte Möglichkeit, auf Probe vorzurücken. Dabei darf der Schüler trotz mangelhafter Leistung in der nächsten Schulstufe beginnen. Nach dem ersten Halbjahr müssen sich die Noten verbessert haben, andernfalls kommt es zu einer Zurückstufung. Diese Variante wird oft gewählt, wenn die Versetzung ohne eigenes Verschulden, etwa durch eine Erkrankung, gefährdet war.
Die Richtlinien für das Sitzenbleiben unterscheiden sich stark nach Schulform und Bundesland. Manche Länder erlauben den Ausgleich von bis zu drei mangelhaften Zeugnisnoten durch gute Noten in anderen Fächern. In der gymnasialen Oberstufte gibt es das Sitzenbleiben gar nicht mehr. Der Schüler kann allerdings auf freiwilliger Basis ein Jahr zurückgehen, sollte das Abitur gefährdet sein.
Die „Ehrenrunde“ eröffnet neue Chancen
Die neue Klasse verlangt vom Schüler eine Neuorientierung und bietet zweifellos einige Chancen. Dank weniger Probleme bei den Hausaufgaben, kann er Versäumtes aufholen und wer vor Prüfungen zu Panik neigt, hat meist weniger Prüfungsangst. Allerdings ist auch der gegenteilige Effekt möglich: Da der Stoff bekannt ist, schleicht sich mitunter Langeweile ein.
Generell ist das Sitzenbleiben keine Einbahnstraße. Oft wachen Schüler durch diese Erfahrung regelrecht auf und können ihre Defizite ausgleichen. Dass das funktioniert zeigt das Beispiel zahlreicher „Sitzenbleiber“, die eine erfolgreiche Karriere hingelegt haben.
Oft leidet die Beziehung zwischen Kind und Eltern
Dennoch ist das Wiederholen alles andere als eine Kleinigkeit und trifft die Eltern oft hart. Auch das Verhältnis zum Kind leidet häufig. Die Erziehungsberechtigten sind enttäuscht und meist schwingt auch ein Gefühl von Versagen und Schuld mit. Dabei steht Eltern oft der eigene Ehrgeiz im Weg. Indem sie für ihr Kind das Beste wollen, sehen sie nicht, dass sie es überfordern, oder dass seine Begabungen ganz woanders liegen.
Beim Sitzenbleiben ist Zoff aber immer die schlechteste Lösung. Die Kinder leiden ohnehin sehr stark unter dem Misserfolg und brauchen daher die Unterstützung von Mutter und Vater. Gemeinsam lassen sich vielleicht auch Stärken erkennen, die oft nicht auf Anhieb sichtbar sind. Mitunter wählen Eltern für ihr Kind die falsche Schulart, was zu einer dauerhaften Überforderung und schlechten Noten führt. Diese bessern sich meist nicht durch intensives Lernen und auch nicht durch das Wiederholen einer Klasse. Daher sollte Sitzenbleiben immer ein Anlass sein, um über eine andere Ausbildungsform oder einen Schulwechsel nachzudenken.
Wichtig ist zudem die Ursachenforschung: Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihrem Kind herauszufinden, wie es mit den schulischen Leistungen so bergab gehen konnte. Ob es vielleicht an der Lehrkraft oder am Mobbing durch andere Schüler lag, dass sich Ihr Kind in der Klasse nicht mehr wohlgefühlt hat und deshalb die Leistungsanforderungen nicht mehr erfüllen konnte.
Gemeinsame Ziele für das nächste Schuljahr
Hat sich der Schock über das Sitzenbleiben erst einmal gelegt, sollte man den Blick auf das kommende Schuljahr richten. Gemeinsame Ziele können jetzt eine Richtschnur dafür sein, wie es weitergehen soll: das können auch Teilziele sein wie etwa eine gute Leistung in einem eher schwachen Fach bei der ersten Klassenarbeit. Die Vereinbarung von festen Lernzeiten bringt Struktur und Kontinuität in den Schulalltag.
Unterstützen Sie Ihr Kind so gut es geht bei der Erreichung dieser Zielvorgaben, indem Sie ihm bei den Hausaufgaben zur Seite stehen, mit ihm Vokabeln lernen und regelmäßig einen Blick in seine Schulhefte werfen. Schulpädagogen kennen zudem so manche Tricks um dem berühmten "Kein Bock auf die Schule" entgegenzuwirken und teils den Spaß am Lernen wieder zu fördern. Auch ein privater Nachhilfelehrer kann eine wertvolle Unterstützung sein.