Sie suchen nach einer geeigneten Schule für ihr Kind oder möchten sich einfach nur über das Konzept der Waldorfpädagogik informieren? Dann lesen Sie weiter!
In diesem aufschlussreichen Artikel erfahren Sie…
…was man unter Anthroposophie versteht
…wie das pädagogische Konzept in der Erziehung umgesetzt wird
…weiterführende Informationen zur Schulform der Waldorfschule und kritische Betrachtungen
Grundlagen einer Waldorfschule
In Deutschland gibt es 237 Waldorfschulen. Sie sind unter freier Trägerschaft eine staatlich anerkannte Privatschule. Die Waldorfpädagogik ist die Grundlage für die Erziehung und die Methoden im Unterricht, aber nicht der Gegenstand der Lehre in einer Waldorfschule.
Eine Übersicht über die verschiedenen Schulformen haben wir bereits erstellt.
Rudolf Steiner als Begründer der Waldorfschule
Die Waldorfpädagogik wurde von Rudolf Steiner auf Grundlage der von ihm formulierten Anthroposophie entwickelt.
Die erste Waldorfschule gründete sich 1919 in Stuttgart, als Rudolf Steiner zur Einrichtung einer pädagogischen Betreuung für die Arbeiterkinder der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik beauftragt wurde. Daher kommt übrigens auch der Name “Waldorf”.
Die Anthroposophie
Die Anthroposophie ist eine Lehre zum Verständnis von Natur, Geist und menschlicher Entwicklung. Damit vereint sie wissenschaftliche Erkenntnisse sowie philosophische und spirituelle Ansätze.
Die anthroposophische Menschenkunde geht von einer Dreigliederung des Menschen aus. Jeder Mensch teilt sich in Geist, Seele und Leib auf. Daraus leitet Rudolf Steiner ein Denken, Fühlen und Wollen ab, welche gleichermaßen geschult werden sollen.
Diese drei Einheiten spiegeln auch die Hauptbereiche der Gesellschaft wider. Angelehnt sind sie an den Prinzipien der Französischen Revolution.
Was ist eine Waldorfschule?
Mit dem Vorwissen über die Anthroposophie können Sie nun einen guten Eindruck über die Anwendung der Waldorfpädagogik in der Waldorfschule erlangen.
Waldorfpädagogik Konzept
Aus der Dreigliedrigkeit des Menschen aus Denken, Fühlen und Wollen leiten sich seine intellektuell-kognitiven, künstlerisch-kreativen und handwerklich-praktischen Fähigkeiten ab. Diese werden bei den Schülern in gleichem Maße gefördert.
Deswegen gibt es an Waldorfschulen umfangreiche Angebote im handwerklichen und künstlerischen Bereich und in jedem Unterricht sind gewisse künstlerische Elemente enthalten.
Waldorfpädagogik – Bild vom Kind
Das Bild vom Kind ist vom anthroposophischen Menschenbild geprägt. Auf Grundlage der Einheit von Leib, Seele und Geist wird die Entwicklung des Kindes ganzheitlich betrachtet.
Das aktive Erleben mit allen Sinnen fördert die Kinder in körperlicher und geistiger Hinsicht. Eine besondere Bedeutung hat die Beziehung zu den Lehrenden.
Die Ziele der Waldorfschule – Waldorfpädagogik kurz erklärt
#1 Gute Beziehung untereinander und zu den Lehrenden
Das übergeordnete pädagogische Ziel ist es, den Kindern ein soziales Netz als Rückhalt während ihrer Entwicklung zu geben.
#2 Soziale Kompetenz
Weiterhin wird auch der Verstand mit Emotionen wie Mitgefühl und das Verantwortungsbewusstsein gefördert und entwickelt.
#3 Körperliche Gesundheit
Das abwechslungsreiche Lernen und das harmonische Zusammensein weckt die Lernfreude und unterstützt dadurch auch die körperliche Gesundheit.
#4 Lebenslanger Lernprozess
Bereits in den Kinderjahren wird durch umfassende Bildung das Interesse an der Welt geweckt und dient als Grundlage für einen lebenslangen Lernprozess.
Was ist das Besondere an einer Waldorfschule?
Um Ihnen eine konkrete Vorstellung vom Schulalltag in einer Waldorfschule zu geben, finden Sie hier die wichtigsten Aspekte:
Klassenstufen
Die Kinder gehen die gesamte Schulzeit gemeinsam in eine Klasse. Die Schulzeit dauert 12 bis 13 Jahre und es wird in die Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe unterschieden.
Unterrichtsinhalte
Unterstufe
Der Unterricht findet größtenteils in sog. Epochen mit dem Klassenlehrer:in statt. In längeren zeitlichen Abschnitten werden Themen wie bspw. Rechnen, Schreiben oder Formenzeichnen behandelt.
Im Fachunterricht wechseln sich praktisches Arbeiten (z.B. Handarbeit) und künstlerische Übungen (z.B. Musik) ab.
Insgesamt ist der Unterricht bildhaft, womit die Kinder grundlegende Dinge besser verstehen und erleben.
Mittelstufe
In der Mittelstufe gibt es Epochenunterricht beim Klassenlehrer:in. Die Unterrichtsfächer sind umfangreicher. So gibt es bspw. Unterricht in Geographie, Geschichte und den Naturwissenschaften.
Oberstufe
In der Oberstufe gibt es nur noch Fachunterricht. Die Schüler übernehmen mehr Eigenverantwortung für ihr Lernen und beschäftigen sich insb. mit den Natur- und Geisteswissenschaften. Dabei werden sie von einem Klassenbetreuer:in begleitet. Außerdem finden vielfältige Projekte statt.
Einen beispielhaften Lehrplan und weitere Informationen zu Unterrichtsinhalten können Sie auf der Internetpräsenz vom Bund der Freien Waldorfschulen e.V. finden.
Leistungsbeurteilung
Anstatt von Noten gibt es hauptsächlich schriftliche Beurteilungen. So ist es nicht möglich, dass ein Kind sitzen bleibt. Das bedeutet aber auch, dass keine Leistungen (Punkte) für die abschließende Abiturnote gesammelt werden.
Abschlüsse
Meist können alle üblichen staatlichen Abschlüsse im jeweiligen Bundesland erlangt werden. Der höchste Abschluss ist das Abitur, welches meist extern an einer anderen Schule abgelegt wird.
Zusätzlich gibt es bei vielen Waldorfschulen den sog. Waldorfabschluss, bei dem künstlerische Inhalte wie ein Klassenspiel und die Jahresarbeit mit einfließen.
Möchten Sie weitere Eindrücke über die Beweggründe der Waldorfpädagogik erhalten? Schauen Sie sich doch gern den folgenden Kurzfilm zur Waldorfpädagogik weltweit an:
Waldorfschule Kosten – Wie werden sie berechnet?
Da die staatlichen Zuschüsse die Kosten der Waldorfschule nur teilweise decken, erhebt sie Elternbeiträge. Diese betragen meist zwischen 80 und 200 Euro pro Monat und Kind.
Die Kosten lassen sich nicht genau voraussagen, da die Berechnung an den unterschiedlichen Standorten variiert.
Das Schulgeld ist prinzipiell nach dem Einkommen gestaffelt. Aber es gibt auch die Möglichkeit einer Ermäßigung, um den Grundgedanken einer sozialen Gerechtigkeit im Bildungswesen zu verwirklichen.
Waldorfschule Kritik
Jede Schulform und Erziehungsmethode hat ihre Vor- und Nachteile und eignet sich mehr oder weniger gut für ein bestimmtes Kind.
Die Waldorfschule steht in der Kritik, die Kinder nicht auf das “wirkliche Leben” vorzubereiten. Der Schonraum, der gewissermaßen um die Kinder gebildet wird, sei weltfremd und anfällig für Manipulation und Ideologien.
Waldorfschule – Vorteile und Nachteile
Nachfolgend sind einige Vor- und Nachteile der Waldorfschule im Vergleich zu staatlichen Schulen zusammengestellt.
Umfassendes handwerkliches und künstlerisches Angebot |
Keine Noten und somit weniger Leistungsdruck |
Feste Bezugspersonen begleiten die Kinder durch den Schulalltag |
Stärkung der individuellen Fähigkeiten der Kinder |
Zahlung von Schulgeld |
Meist keine Vorleistungen für das Abitur möglich |
Bei Problemen mit dem Lehrpersonal gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten |
Das Lehrpersonal benötigt kein klassisches Studium, weshalb die inhaltliche Qualität des Unterrichts leiden kann |
FAQ zur Waldorfpädagogik
Wann ist die Waldorfschule für mein Kind genau das Richtige?
Sie identifizieren sich mit den Auffassungen der Waldorfpädagogik und ihr Kind hat gewisse Veranlagungen und Interessen, die sich mit dem Lehrplan der Waldorfschule decken.
Was macht die Waldorfpädagogik aus?
Die Besonderheit liegt in der ganzheitlichen Betrachtung des Kindes, dem Lernen mit allen Sinnen und der vertrauten Atmosphäre.
Was ist die anthroposophische Erziehung?
Die anthroposophische Erziehung findet in den Waldorfkindergärten und Waldorfschulen statt. Der Grundgedanke der Anthroposophie ist Freiheit und Verantwortung.
Was ist der Sinn von Eurythmie?
Die Eurythmie als Bewegungskunst bringt Sprache und Musik künstlerisch zum Ausdruck. Dazu werden bestimmte Gebärden, Gesten, Farben und Formen eingesetzt.
Wie wird die Waldorfpädagogik umgesetzt?
Bekannt für die Waldorfpädagogik und die zugehörigen Einrichtungen ist das Motto: Individuelle Förderung der Kinder. Die Kinder werden dabei angehalten frei zu spielen, anstatt angeleiteten Gruppenaktivitäten beizuwohnen. Somit soll Eigeninitiative gefördert und die Fantasie des Kindes angeregt werden.
Wie Lernen Kinder in der Waldorfpädagogik?
Das Bild vom Kind ist vom anthroposophischen Menschenbild geprägt. Auf Grundlage der Einheit von Leib, Seele und Geist wird die Entwicklung des Kindes ganzheitlich betrachtet.
Das aktive Erleben mit allen Sinnen fördert die Kinder in körperlicher und geistiger Hinsicht. Eine besondere Bedeutung hat die Beziehung zu den Lehrenden.
Bekannt für die Waldorfpädagogik ist vor allem das Motto: Individuelle Förderung der Kinder. Die Kinder werden dabei angehalten frei zu spielen, anstatt angeleiteten Gruppenaktivitäten beizuwohnen.
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