Stilmittel sind fester Bestandteil im Deutschunterricht. In allen möglichen literarischen Gattungen, aber auch in der mündlichen Sprache kommen bestimmte sprachliche Mittel zum Einsatz.
Damit du zukünftig spielend leicht die bestimmten sprachlichen Gestaltungsformen erkennen und auch selbst anwenden kannst, stellen wir hier die 11 wichtigsten Stilmittel mit ihrer Beschreibung, Wirkung und Beispielen vor.
Zusätzlich lernst du 3 außergewöhnliche Stilmittel kennen und kannst dir am Ende des Artikels eine vollständige Stilmittel-Liste herunterladen!
Lass uns direkt einsteigen!
Es gibt bestimmte Arten von Stilmitteln:
Veränderungen innerhalb der Sätze, Teilsätze oder Satzglieder durch Hinzufügung, Auslassung und Umstellung
Für die verschiedenen Änderungen gibt es hier bestimmte Begriffe:
- Wortfiguren
- Satzfiguren
- Gedankenfiguren
- Klangfiguren
Veränderungen auf der Sinnebene, also dem Austausch/Übertragung bestimmter Ausdrücke
Rhetorische Mittel Wirkung
Die Wirkung der rhetorischen Mittel ist vielfältig. Deswegen wirst du zu jedem Stilmittel auch eine extra Erklärung finden.
Frage dich grundsätzlich immer: Wie wirkt das Stilmittel auf mich?
Allgemein verleihen die rhetorischen Mittel den Texten (oder Reden) mehr Ausdruck, machen sie lebendiger und emotionaler oder auch unterhaltsamer.
Das wird damit erreicht, dass Gefühle transportiert und Bilder in den Köpfen der Leser (oder Zuhörer) erzeugt werden. Dadurch wird die Aussage- und Überzeugungskraft verstärkt und die Freude und Aufmerksamkeit gesteigert.
Rhetorische Stilmittel – Die Top 11 Stilmittel Liste
Sprachliche Mittel
Beschreibung
Scheinfrage, die keine Antwort erwartet bzw. diese schon selbst enthält. Der Sprecher ist sich der Zustimmung des Zuhörers gewiss.
Wirkung
Die rhetorische Frage fragt nicht nach Informationen, vielmehr will sie den Gegenüber beeinflussen. So wird das Stilmittel als Behauptung eingesetzt und nimmt die Aussage vorweg. Damit werden Aussagen Nachdruck verliehen und bestimmte Emotionen ausgedrückt.
Beispiel
“Habe ich das nicht gesagt?” → Aussage: “Das habe ich dir doch gesagt!”
“Machen wir nicht alle mal Fehler?” → Aussage: “Wir machen alle mal Fehler.”
“Wer ist schon perfekt?” → Aussage: “Niemand ist perfekt.”
Beschreibung
Es werden einzelne Wörter oder ganze Satzteile ausgelassen; verkürzter Satz durch Auslassen von Satzteilen.
Wirkung
Die Sprache klingt mündlicher und hinterlässt einen lockeren Eindruck. Der Telegrammstil vermittelt die wichtigsten Informationen und erhöht die Dringlichkeit. Damit entsteht ein erregtes, gefühlsbetontes Sprechen als Ausdruck von Freude, Angst, Entsetzen, Verzweiflung etc.
Beispiel
“Je schneller (wir handeln), desto besser (ist es für uns alle).”
“Was tun? (wir jetzt)”
Beschreibung
Starke Übertreibung (vergrößernd, verkleinernd).
Wirkung
Einer Aussage wird Nachdruck verliehen. Die Sprache wirkt besonders lebendig, emotional und expressiv. In Streitgesprächen können mit einer Übertreibung bspw. Vorwürfe und Kritik ausgedrückt werden.
Beispiel
“ein Meer von Tränen”, “ein Mund wie ein Scheunentor”, “todmüde”, “Schneckentempo” oder “das habe ich dir schon hundertmal erzählt.”
Aufzählung (Enumeratio)
Beschreibung
Aufzählung verschiedener Wörter oder Wortgruppen; syndetisch = zwei Wörter oder Wortgruppen mit genau einer Konjunktion, asyndetisch = mind. drei Teile ohne Konjunktionen, polysyndetisch = mind. 3 Teile mit gleicher Konjunktion
Wirkung
Die Wörter werden verstärkt, da der Fokus nicht durch zusätzliche Elemente abgelenkt wird. Außerdem kann eine entschleunigende Dehnung des Textes oder der Rede stattfinden.
Beispiel
“Ich und du” → Syndeton, “Ich, du, er, sie” → Asyndeton, “Ich und du und er und sie” → Polysyndeton
Synästhesie
Beschreibung
Es werden zwei oder mehrere Sinneseindrücke und Sinnesgebiete miteinander vermischt. Das können bspw. das Sehen, Hören, Riechen und Fühlen sein.
Wirkung
Die Wörter werden erlebbarer und die Aussagen verstärkt.
Beispiel
“bitterer Schmerz” (Schmecken und Fühlen), “knallhart” (Hören und Fühlen), “quietschbunt” (Hören und Sehen), “Golden wehn die Töne nieder” (Hören und Sehen)
Beschreibung
Umstellung der Satzteile entgegen dem grammatischen Schema. Meist ist die Wortstellung von Subjekt und Prädikat umgekehrt.
Wirkung
Das Wort an ungewohnter Stelle wird besonders betont.
Beispiel
“Er stand weinend vor mir.” → “Weinend stand er vor mir.”
Akkumulation
Beschreibung
Worthäufung, bei der anstelle eines Oberbegriffs bestimmte Unterbegriffe aneinander gereiht werden. Der Oberbegriff muss nicht genannt werden.
Wirkung
Die Sprache wird bildhafter sowie lebendiger und bezieht den Leser mit ein, indem er sich zu den genannten Begriffen ein eigenes Bild zusammenbaut.
Beispiel
Gestirne → “Sonne, Mond und Sterne”, Glück: → “Nenn´s Glück! Herz! Liebe! Gott!” (Goethe Faust I), Farbe: → “Ein Rot, ein Grün, ein Grau”
Wiederholung (Repetitio)
Beschreibung
Mehrmaliges Benennen des gleichen Wortes entweder direkt hintereinander oder innerhalb eines Verses, einer Strophe oder eines Textabschnitts. Anapher = Wiederholung am Beginn; Epipher = Wiederholung am Ende.
Wirkung
Die entsprechenden Wörter werden verstärkt und hervorgehoben.
Beispiel
“Walle! walle manche Strecke…” (Goethe Zauberlehrling) → Anapher, “Er will alles, kann alles, tut alles.” → Epipher
Bildliche Mittel
Vergleich
Beschreibung
Direkte Gegenüberstellung von Sachverhalten, Gegenständen oder Bildern. Es entsteht ein analoges Gegenbild mit ausgesprochener oder unausgesprochener Gemeinsamkeit.
Wirkung
Die Anschaulichkeit, Vorstellung oder Bedeutung von Begriffen wird erhöht.
Beispiel
“stark wie ein Löwe”, “er rannte, als sei der Teufel hinter ihm her” → d.h. meist Einsatz von den vergleichenden Worten: “wie” und “als”
Beschreibung
Wörter oder Wortgruppen werden durch einen bildhaften Ausdruck aus einer anderen Begriffswelt ersetzt.
Man könnte auch sagen, die Übertragung einer Bedeutung des Wortes in eine nicht im eigentlichen Sinne gebrauchte.
Wirkung
Dadurch, dass eine Metapher nicht immer eindeutig ist und interpretiert werden muss, wird der Leser aktiv mit einbezogen. Außerdem wirkt die Sprache sehr bildhaft und lebendig.
Beispiel
“Schmetterlinge im Bauch” → für das Verliebtsein, “Adleraugen” → für sehr gutes Sehvermögen
Beschreibung
Gleich oder ähnlich gebaute, aufeinander folgende Sätze.
Wirkung
Dadurch wird eine Aussage untermauert und betont, weshalb ein Parallelismus eine Wirkung der Verstärkung hat.
Beispiel
“In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut!”
Zusatz: 3 ausgefallene Stilmittel, mit denen du die Lehrer überzeugen kannst
Zusätzlich zu den wichtigsten Stilmitteln haben wir dir 3 besondere Stilmittel aufgelistet, mit denen du bei deinem Deutschlehrer ordentlich punkten kannst.
Weiteres interessantes Stilmittel: Enjambement
Stilmittel Liste – vollständig
Hier haben wir dir noch einmal alle vorgestellten wichtigen und ausgefallenen Stilmittel zusammengestellt. Außerdem haben wir weitere relevante sprachliche Mittel ergänzt.
Name | Beschreibung | Beispiel |
Akkumulation | Worthäufung zu Oberbegriff | Gestirne: "Sonne, Mond und Sterne." |
Allegorie | Bild für abstrakten Begriff | "Justitia" für Gerechtigkeit |
gleiche Anfangsbuchstaben | "veni, vidi, vici" | |
Anapher | Die Wiederholung gleicher Wörter am Satzanfang | "Bei uns gibt es Essen. Bei uns ist es immer lecker." |
gegensätzliche Verbindung zweier Aussagen | "Ich schlafe am Tag, in der Nacht wache ich." | |
Antonomasie | Umschreibung von Eigennamen | "Schöpfer der Welt" statt Gott |
Assonanz | Die Wiederholung von Vokalen | "Als Anna abends aß, aß Anna abends Ananas." |
Chiasmus | parallele Überkreuzung (spiegelbildlich) | "Ich liebe die Sprache, die Sprache liebe ich." |
Auslassung Wörter oder Satzteile | "Je schneller (wir handeln), desto besser (ist es für uns alle)." | |
Enumeratio | Aufzählung | “Ich und du” → Syndeton, “Ich, du, er, sie” → Asyndeton, “Ich und du und er und sie” → Polysyndeton |
beschönigende Umschreibung | "dritte Zähne" für künstliches Gebiss | |
Übertreibung | "ein Meer von Tränen" | |
Inversion | umgestellte Wortfolge | “Er stand weinend vor mir.” → “Weinend stand er vor mir.” |
Etwas durch das Gegenteil bezeichnen | “Gib ruhig noch mehr Geld aus, wir haben es ja.” | |
Klimax | Steigerung auf Höhepunkt | “Sie ist schön, strahlend, blendend schön.” |
Geräusche und Töne nichtmenschlicher Sprache | "Der Frosch macht "Quak"!" | |
Litotes | doppelte Verneinung oder Vermeinung des Gegenteils | “Das ist nicht übel.” statt “Das ist sehr gut.” |
bildhafte Übertragung | “Schmetterlinge im Bauch” → für das Verliebtsein | |
sich widersprechende Begriffe | "zwangloser Zwang" | |
Paradoxon | Zusammenhang wider Erwarten (Scheinwiderspruch) | “Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.” |
Nebeneinanderstellung ähnlicher (Teil-) Sätze | “Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee.” | |
Aneinanderreihung von Hauptsätzen | "Ich gehe, du bleibst." | |
Periphrase | Umschreibung von Wörtern | “in Tränen ausbrechen” statt “anfangen zu weinen” |
Vermenschlichung von Dingen | "Die Sonne lacht." | |
Repetitio | Wiederholung | “Walle! walle manche Strecke…” → Anapher, “Er will alles, kann alles, tut alles.” → Epipher |
Scheinfrage | "Habe ich das nicht gesagt?" | |
Sarkasmus | Beißender, bitterer Hohn | “Dachtest du wirklich, dass du da rein passt?” |
Symbol | Eine allgemein bekannte Verbildlichung. | "Weiße Taube" (Steht für Frieden) |
Synästhesie | Verbindung mehrerer Sinneseindrücke | "bitterer Schmerz" (Schmecken und Fühlen) |
Tautologie | Verbindung von Wörtern gleicher Aussagen | "alter Greis" |
Vergleich | direkte Gegenüberstellung | "stark wie ein Löwe" |
Stilmittel in wissenschaftlichen Arbeiten
Bei wissenschaftlichen Arbeiten ist es sehr wichtig professionell, verständlich, sowie sachlich zu bleiben.
Wir zeigen dir, was du dabei zu beachten hast.
Folgende Stilmittel, kannst du verwenden:
- Fachbegriffe
- Kurze, klare Sätze
- Fakten und unterstützende Formulierungen
- Treffsichere Begriffe
Diese Stilmittel sollten vermieden werden:
- Neologismen, Anglizismen & Jugendsprache
- Metaphern & Personifikationen
- Hyperbeln oder abschwächende Wörter
- Lange, verschachtelte Sätze
- Pleonasmen
Bist du schon optimal für Deutsch ausgestattet?
FAQ Stilmittel
Welche sprachlichen Mittel gibt es?
Es gibt Stilmittel der Hinzufügung, der Auslassung, der Umstellung oder des Austauschs bzw. der Übertragung von Bedeutungen.
Was sind die wichtigsten Stilmittel?
Es gibt eine Vielzahl an Stilmitteln mit unterschiedlicher Wirkung! Die Top 10, die du aber immer im Kopf behalten solltest und die am einfachsten zu merken sind, sind:
- Rhetorische Frage
- Ellipse
- Übertreibung (Hyperbel)
- Aufzählung
- Akkumulation
- Wiederholung
- Vergleich
- Metapher
- Alliteration
- Anapher
Welche Wirkung haben Stilmittel?
Stilmittel bewirken, dass die Texte lebendiger wirken, Bilder in den Köpfen der Leser entstehen und damit bestimmte Aussagen und Gefühle transportiert werden können. Die Wirkungen unterscheiden sich dabei teilweise zwischen den einzelnen Stilmitteln.
Was sind Stilmittel in einem Gedicht?
In der Lyrik können grundsätzlich alle Stilmittel verwendet werden. Besonders häufig kommen Metaphern, Alliterationen, Wiederholungen und Personifikationen vor.
Warum sind sprachliche Mittel wichtig?
Stilmittel sind wichtig, um die Sprache ansprechend zu gestalten und bestimmten Aussagen Ausdruck zu verleihen.
Wenn Du doch noch etwas mehr Unterstützung brauchst, kannst du Dir unser Nachhilfeangebot ansehen. Unsere Lehrer:innen helfen Dir weiter und machen dich auch zum sprachlichen Profi!
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