Warum haben romantische Filme und romantische Gemälde nichts gemeinsam? Der Begriff Romantik hatte im 18. und 19. Jahrhundert noch eine ganz andere Bedeutung als heute.
So würdest du einen Horrorfilm nicht als romantisch bezeichnen, aber ein Künstler dieser Zeit schon. Willst du wissen, warum? Wir erklären dir gerne alles über die Romantik Kunstepoche, dass du wissen musst!
Am besten fangen wir mit der Bedeutung des Namens an.
Die Epoche der Romantik ist eine der bedeutendsten Epochen der Kunstgeschichte. Bis heute ist ihr Einfluss immer noch zu spüren, egal ob du im Deutschunterricht E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann liest, in deiner Freizeit Robert Schumanns Kompositionen anhörst oder dich fragst, wer diese Woche Twitters Lieblingsvampir ist.
Die Kunst der Romantik ist die Grundlage für all diese Dinge. Aber warum hat es nichts mit dem heutigen Begriffsverständnis der Romantik zu tun? Der Grund dafür ist, dass sich der Name für die Ära der Romantik aus der Referenz für romanischen Sprache ableitet.
So veränderte sich der Begriff mit der Zeit
Der Name Romantik ist eine Abwandlung von lingua romana (Romanische Sprache), was sich auf die Textsprache bezieht, aus der die Romantiker Inspiration gewannen. Im Klassizismus wurde man von lingua latina (Latein) inspiriert. Deswegen kam es zwischen den Denkschulen auch zu Konflikten, die wir nachher genauer besprechen werden.
Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass du verstehst, was der Name bedeutet. Natürlich klingt lingua romana noch nicht wie Romantik. Zuerst kam auch die Abwandlung des Begriffs lingua romana durch das Französische aus dem sich das Wort Roman entwickelte.
Man nutzte auch zuerst den Begriff „romanisch“ und bezeichnete die Werke als romanhaft. Jedoch wurde die Bezeichnung unter Kritikern der Denkschule zuerst genutzt und entwickelte sich mit der Zeit von romanisch zu romantisch.
Romantik Kunst Epoche – Der geschichtliche Hintergrund zur Kunst
Es ist wichtig, bei der Romantik zwischen den verschiedenen Phasen zu unterscheiden, da sich die Motivwahl und Darstellung zwischen der Früh-, Hoch– und Spätromantik sehr stark verändert. Dabei wurden die Motive und Themen immer vom Zeitgeist der Gesellschaft während der drei Phasen beeinflusst.
Ein Überblick des Weltgeschehens während der Zeit der Romantiker
Anders als bei Kunststilen wie des Realismus oder des Impressionismus ist es sehr schwer, einen genauen Überblick über den historischen Hintergrund der Romantik zu geben. Da es sich bei der Epoche der Romantik um ein sehr breit gespanntes, globales Phänomen handelt.
Jedoch gibt es bestimmte Eckpunkte der Weltgeschichte, die den Kunststil sehr stark beeinflusst haben. Am Anfang steht dabei die Französische Revolution in 1789, jedoch ist dabei sehr fraglich, wie wichtig die Revolution weltweit wirklich für den Kunststil war.
Das Aufklärungszeitalter
Das Zeitalter der Aufklärung beginnt 1650 und endet 1800. Es ist eine Zeit, die durch eine neue Weltanschauung charakterisiert wird. Rationalität steht nun über alten Traditionen.
Die Anhänger der Aufklärung fordern gleiche Rechte für alle Menschen. Zudem soll die Wissenschaften einen höheren Stellenwert in Politik und im Alltag bekommen. Sie fordern politische Strukturen, von denen alle Bürger profitieren können und stellen sich somit gegen die Monarchie.
Durch Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks in 1440 wird Bildung nun erschwinglicher und zudem für viele Menschen zugänglicher. Durch die nun gedruckten Worte verbreiten sich philosophische und wissenschaftliche Theorien viel schneller.
Dazu kommt, dass durch die Gründung von Literatursalons diese Ideen geteilt und diskutiert werden konnten. Dieser Umstand half sehr dabei, das neue Gedankengut dieser Denkrichtung zu verbreiten.
Die Ziele der Aufklärung
Das Hauptziel der Aufklärung war es, allen Bildung zugänglich zu machen und mehr Toleranz für die Wissenschaften zu schaffen. Besonders die Kirche hat sich in vorherigen Jahrhunderten gegen die Wissenschaft gestellt, die Anhänger der Aufklärung halten dagegen.
Für die Aufklärer ist die einzige Doktrin in ihrem Leben, dass die Rationalität alle Handlungen bestimmten sollte. Zudem soll nicht die Angst vor der Hölle, sondern das Verständnis, dass jeder Mensch ein Recht auf ein friedliches Leben hat, die Moral der Menschen bestimmen.
In den Augen der Anhänger dieser Denkschule durfte niemand aufgrund seines Status in der Gesellschaft – der nicht gottgegeben war – diskriminiert werden. Die Denker der Aufklärung forderten Chancengleichheit für alle Menschen.
Die Teilung von Kirche und Staat
So forderte zum Beispiel der französische Philosoph und Mathematiker Marie Jean Antoine Nicolas Caritat, Marquie de Condocret bereits zur Zeit der Aufklärung ein Wahlrecht für Frauen. Zudem forderten die Anhänger der Aufklärung auch, dass niemand aufgrund seiner Religion diskriminiert werden darf.
Sie möchten, dass gesellschaftliche Strukturen auf Vernunft zurückzuführen sind und nicht auf religiöse Doktrin, die auch die politische Ebene maßregelten. Denn laut der Kirche haben Monarchen ein gottergebenes Geburtsrecht zu herrschen, sozialer Aufstieg ist in diesem System auch nicht möglich, da jeder Mensch bei seiner Geburt ein gottgewolltes Schicksal erhält.
Das größte Problem der Aufklärung
Besonders die Empfindsamkeit der Menschen wurde von Aufklärern abgelehnt. Diese starke Ablehnung führte zur Bildung von Gegenbewegung zu dieser Denkschule, die sich in Literatur, Kunst und Wissenschaft schnell ausbreite. Dazu gehören die Romantik und später folgten die zwei Phasen der Schauerromantik.
Die Folgen der Aufklärung
Die Aufklärer möchten, dass nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Industrie und Technik von den neuen Errungenschaften der Wissenschaft profitieren können. Deswegen ist diese Epoche der Zeitgeschichte so wichtig für den Fortschritt der Gesellschaft in die Moderne.
Die Entdeckung der Elektrizität und der Bau neuer Maschinen ermöglichte neue, noch nie da gewesene Arbeitsweisen. Dazu kommt, dass diese Errungenschaften auch dazu führten, dass die Welt plötzlich viel mehr Menschen offen stand.
Eine Folge daraus ist ein Zweig der Romantik, die heute als Orientalismus bezeichnet wird. Dazu kommt, dass diese neuen technischen Errungenschaften auch die Kolonialisierung weiter ausbreiteten.
Besonders die Spätromantik befasst sich kritisch mit den Folgen der Kolonialisierung. Wir werden dir im Teil der Schauerromantik mehr darüber erzählen.
Romantik Kunst – Eine Stilrichtung, die die Aufklärung ablehnte
Du verstehst jetzt schon, was der Begriff Romantik bedeutet, wenn wir von Kunst sprechen, dazu kommt, dass du die Kunstepoche in die Zeitgeschichte der Welt einordnen kannst. Aber kannst du dir schon etwas unter der Kunst an sich vorstellen?
Anders als die Stile vor ihr ließ die Romantik den Künstlern in ihrer Motivwahl viel mehr Freiheit. Man kann sogar sagen, dass die Romantik die Künstler dazu aufforderte, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, da sie als erste Kunst das Genie des Künstlers anpries.
Die Motive der Romantik sind so verschieden wie die Künstler, die die Romantik Bilder kreierten. Maßgeblich kannst du davon ausgehen, dass du Landschaftsgemälde sehen wirst, sowie dramatische Darstellungen von Sagen und Legenden des Mittelalters.
Aber bevor wir dir die Merkmale der Kunst näher bringen, erklären wir dir erst einmal, wie die Romantiker sich selbst und die Welt sahen.
Das erschütterte Weltbild der Menschheit
Die Romantiker stellen in ihren Werken den Individualismus, die Emotion und die Erhabenheit der Natur dar. Ein Grund dafür ist, dass sie eine sehr laute Gegenbewegung zur Aufklärung und dem Klassizismus waren.
Durch die Aufklärung wurde das bis dahin existierende und vorherrschende Verständnis des Lebens komplett zerstört. Bisher ging man davon aus, dass Gott das Zentrum des Universums ist, der Mensch folgt ihm direkt in der Hierarchie aller Dinge.
Dabei sind alle Menschen jedoch an den gesellschaftlichen Rang gebunden, in den sie geboren wurden, da es Gotteswille ist. Die Aufklärung, obwohl sie der Religion sehr wohlwollend entgegensieht, lehnt dieses Weltbild ab.
Ein logisch denkender Mensch verlässt sich auf die Wissenschaft und Fakten. Was bedeutet, dass Menschen und Gott nun nicht mehr das Zentrum des Universums sind.
Das Selbstverständnis der Romantiker
In einer Welt, in der jegliche Emotion und Fantasie strikt abgelehnt werden, kreieren Romantiker ihr eigenes Weltverständnis. Die Aufklärung versucht, die Welt mit Wissenschaft und Rationalität zu erklären.
Was auch bedeutet, dass Dinge wie die Natur bis ins kleinste Detail erklärt werden. Die Romantiker stellen sich besonders gegen die Idee, dass die Natur plötzlich an Herrlichkeit und Macht verliert, da Menschen sie erklären können.
Die Herrlichkeit der Natur als etwas Größeres und Gewaltigeres als Menschen darzustellen, ist ein beliebtes Motiv der Romantik. Besonders der Deutsche Kasper David Friedrich und der Engländer John Constable sind für ihre Landschaftsgemälde bis heute bekannt.
Besonders in Friedrichs Gemälden kannst du sehen, wie klein der Mensch im Vergleich zur überwältigenden Macht der Natur ist. Constable malte Szenen des alltäglichen Lebens mit Fokus auf die Natur sowie Gemälde von Naturgewalten wie Stürmen.
Die Macht der Emotionen
Wo Aufklärer besonders starke Emotionen ablehnten, wandten sich die Romantiker ihnen zu. Sie lehnten die strikten akademischen Motive des Klassizismus, der versuchte, die Kunst der Antike wiederzubeleben, ab.
Aufklärer lehnten jede Bildsprache und Motive des Mittelalters ab. Sie sahen die Zeit als eine dunkle Epoche der Weltgeschichte, in der Aberglaube und veraltete gesellschaftliche Hierarchien den Fortschritt der Menschheit zurückhielten.
In den Augen der Romantiker war das Mittelalter eine Zeit voller Emotion und Wunder. Die Darstellung von Rittern und adeligen Frauen war dabei besonders beliebt. Was heute ein Grund dafür ist, dass der Begriff der Romantik auch mit Sehnsucht gleichgesetzt wird.
Das Genie
Die Romantik tendierte stark dazu, besonders den Individualismus anzupreisen. Dabei nicht nur in Gemälden und dem geschriebenen Wort, sondern auch schon bei ihren Künstlern und Autoren.
Romantiker sprechen zuerst von Genie der Künstler und Autoren. Diese Idee besagt, dass jede Idee originell ist. Der Künstler erschafft Werke, die allein auf ihrer eigenen Fantasie basieren. Die Kompositionen und Motive werden ganz allein vom Künstler bestimmt.
Romantik Kunst Merkmale – So erkennst du die Kunst der Romantiker
Weil die Kunst der Romantik über drei Phasen und einen langen Zeitraum gespannt war, gibt es keine universelle Formel, um die Kunst zu definieren. Dazu kommt, dass jedes Land und jeder Künstler seinen ganz eigenen Stil entwickelte.
Aber keine Sorge, es gibt universelle Merkmale, die dir dabei helfen, die Kunst der Romantik zu erkennen. Fangen wir am besten bei den Motiven an.
Die Motive
Die Motive der Romantik sind so weitgespannt wie die Epoche selbst. Von Landschaftsmalerei bis zu Darstellungen von endlosen Leiden der Menschen in einer menschengemachten Hölle deckt die Motivwahl der Künstler alles ab.
Da die Motive so weit gespannt sind, werden wir euch nun mehrere Kategorien von Romantik Motiven vorstellen.
Landschaftsmalerei
Die Landschaftsmalerei ist oft dadurch zu erkennen, dass die Natur idealisiert dargestellt wird. Der Himmel ist dabei oft blauer und weiter, als er in der Realität wirklich ist. Das Licht zeichnet die Szenen in oft goldenen Tönen, die Gemälde wirken Traum-gleich.
Wenn Naturgewalten wie Stürme und Flutwellen gemalt wurden, sind sie oft überwältigend. Du kannst die Darstellung von Landschafts– und Naturgemälden oft daran erkennen, dass die Natur im Gegensatz zu den Menschen ein überwältigendes Ausmaß annimmt.
Das Mittelalter
Sowie die Natur wird auch das Mittelalter von der Romantik verherrlicht. Besonders intime – nein, nicht so intim – Szenen zwischen Rittern und adligen Frauen sind beliebt. Dazu kommen auch das Romantik-Motiv der ertrunkenen Ophelia aus dem Theaterstück Hamlet von William Shakespeare, das im Mittelalter spielt.
Auch die Architektur des Mittelalters war für Romantiker interessant. Jedoch auf eine andere Weise, als sie während ihrer Blütezeit darzustellen. Viele Romantik Gemälde stellen Ruinen von mittelalterlichen Burgen dar.
Dabei sollen die Burgen an die Vergangenheit erinnern, die die Aufklärung verdrängen möchte, die Romantik jedoch nicht verleugnen will. Später, besonders während der Spätromantik und dem Aufkommen der Schauerromantik, verändert sich die Bedeutung von Burgruinen.
Nationalismus
Besonders nach der Französischen Revolution in 1789 und der Erkundung der Welt beginnen viele Länder innerhalb Europas damit, einen stärkeren Sinn für ihre Nationalidentität zu entwickeln.
Viele romantische Motive spiegeln dieses Denken wider, besonders die Kunst nach der Französischen Revolution ist von starkem Nationalgeist der Künstler geprägt. Dabei stellen die Motive den Wunsch nach Freiheit und Gleichberechtigung aller dar.
Orientalismus
Orientalismus ist ein Begriff, den die Literatur und Kulturwissenschaft erst seit 1978 verwendet. Er kommt aus dem gleichnamigen Buch des palästinensisch-amerikanischen Literaturprofessors Edward W. Said.
Darin beschrieb Said die Darstellung West–Asiens, der von Kolonialmächten als der Mittlere Osten bezeichnet wird, als rückständig und exotisch. Diese Annahmen wurden immer von einem weißen, europäischen Standpunkt aus gemacht. Dabei wird West-Asien als ein mysteriöser und kulturell homogener Raum bezeichnet.
Die zum größtenteils muslimischen Länder und Bräuche werden als mysteriös und barbarisch dargestellt. Zudem im starken negativen Kontrast zum erleuchteten Westen.
Der mysteriöse Orient und der erleuchtete Westen
Ein besonderes Merkmal der orientalistischen Darstellung romantischer Kunst ist, dass der Osten – dabei sprechen wir von West-Asien – als sehr feminin dargestellt wird. Für Aufklärer waren starke Emotionen und offen gelebte Sexualität abnormal.
Seinen Emotionen Ausdruck zu geben, war in den Augen der Aufklärer feminin. Das Ideal des westlichen, erleuchteten Mannes war jedoch, jede Emotion abzulehnen und nur rational zu handeln.
Die Darstellung von arabischen Männern war deswegen oft mit Emaskulierung, also sehr weiblichen, schwachen Männern oder sehr aggressiven und gewalttätigen Männern verbunden. Beide Stereotypen stehen im Kontrast mit den Idealen der westlichen Gesellschaft.
Dieses Denken ist tief im Rassismus und Kolonialismus verankert, jedoch sind noch heute viele Darstellung westasiatischer Länder von diesem Denken geprägt.
Die Idee des Sublimen
Das Sublime oder einfacher ausgedrückt, das Erhabene, ist ein Konzept, das immer mit dem Romantischen einhergeht. Es ist die Idee, dass der Mensch nicht das Zentrum des Seins ist.
Einfach ausgedrückt, es ist das Gefühl, das dich überkommt, wenn du von etwas überwältigt bist. Zum Beispiel das Staunen, das du beobachten kannst, wenn Menschen auf Sozialmedia Videos posten, in denen sie auf einen Hurrikan reagieren.
Es ist das Gefühl zu wissen, dass es Dinge in dieser Welt gibt, die viel größer und mächtiger sind als wir. Jedoch kann man auch bei anderen Dingen als der Natur von dem Sublimen sprechen.
So kann zum Beispiel auch eine Stadt das Gefühl des Sublimen vermitteln.
Die Darstellung von Emotionen
Als Gegenbewegung zur Aufklärung feiert die Romantik jede Emotion auf dem Spektrum der menschlichen Gefühle. Besonders menschliches Leiden und die Sehnsucht.
Wenn du dir die Darstellung von leidenden Figuren in Romantik Bildern ansiehst, kannst du immer eine gewisse Dramatik in ihren Posen und Gesichtsausdrücken erkennen. Es geht nicht um eine realistische Darstellung von Emotionen, sondern um eine ausdrucksstarke Inszenierung.
Genau wie die Natur werden dabei auch Emotionen wie Herzschmerz sehr verherrlicht dargestellt. So hat sich zum Beispiel der französische Künstler Goustave Courbet, der später einer der ersten Realisten wurde, sterbend unter einem Baum liegend gemalt, nachdem seine Frau ihn verließ und seinen Sohn mitnahm.
Licht und Farbgebung
Die Farben der Romantik sind immer sehr stark, jedoch werden sie durch Zusammenspiel von Licht und Schatten modelliert. So sind sehr viele romantische Bilder sehr dunkel, wenn Licht auf ein Element im Gemälde fällt, sticht dieses oft sehr stark heraus.
Das Licht in Landschaftsbildern ist dabei oft sehr golden und warm. Es kommt eher einem Scheinwerfer nahe als echtem Sonnenlicht. Die Farben sowie die Lichtgebung in romantischen Gemälden sind sehr stark inszeniert und sehr realitätsfern.
Pinselführung und Farbauftrag
Die Romantik ist eine der letzten Kunstepochen, in der noch alle Künstler bewusst ihre Pinselführung kaschierten. Die Farben werden immer bis ins letzte Detail verblendet, sodass die Pinselstriche auf der Leinwand miteinander verschmelzen.
Komposition
Da sich die Romantik bewusst der Idee des Genies zuwendet, gibt es keine festen Kompositionsregeln oder Inspirationsquellen in Form der Werke anderer Künstler. Es geht darum, etwas noch nie Dagewesenes zu kreieren.
Deswegen ist die romantische Kunst auch sehr weit gefächert. Jedem Künstler stand frei, seine Motive und Kompositionen sowie die Inspiration frei zu wählen.
Schauerromantik – Die Grundlage für modernen Horror
Wir haben nun schon öfter die Schauerromantik, die auch als Schwarze Romantik bezeichnet wird, angesprochen. Aber was ist das eigentlich? Und warum ist sie so wichtig?
Die Schauerromantik ist ein Zweig der Romantik, die erst gegen Ende der Epoche aufkam. Als Teil der Spätromantik kannst du von einem Zeitraum von ungefähr 1800-1850 ausgehen.
Die Schauerromantik erlebte jedoch in England zwei Phasen, die erste gegen Ende des 18. Jahrhunderts, die auch namengebend für die Gothic Fiction war.
Die zweite Phase fand im 19. Jahrhundert statt und ist die Grundlage für das moderne Genre des Horrors.
Was ist die Schauerromantik?
Die Schauerromantik widmet sich voll und ganz dunkleren Themen wie Suizid, dem Tod, Inzest und den Gefahren der modernen Wissenschaft sowie menschlichen Leiden und anderen Tabuthemen.
Besonders die Schauerromantik stellte sich gegen die Aufklärung. Da sich die Aufklärung immer wieder mit dem Symbolismus des Lichts gleichstellt und die Schauerromantik diese Selbstwahrnehmung infrage stellt.
Als Mittel dafür nutzt es Kreaturen wie Zombies, Vampire und Geister, um die Aufklärung zu kritisieren. So werden in der Kunst oft schlafende Figuren dargestellt, die von Monstern heimgesucht werden.
Die Bedeutung von Monstern und Kreaturen
Dabei ist immer wichtig zu beachten, welche Monster oder Kreaturen in den Gemälden dargestellt werden. So ist zum Beispiel die Darstellung, basierend auf Mary Shelleys Frankenstein, ein Spiegel für die Angst, was passiert, wenn Wissenschaft zu weit geht.
Die Kreatur wird dabei nur von wenig, aber sehr deutlichen Licht getroffen, Victor Frankenstein sprach zuvor vom Funken des Lebens, der auf die Kreatur übergehen sollte. Sie erkennen sich in dem dramatischen Licht der Zeichnung und Victor realisiert, was er getan hat.
Ein anderes sehr wichtiges Romantik Bild ist Francisco Goyas Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Er will damit zeigen, dass Rationalität alleine nicht die Welt erklären kann und unsere Emotionen nicht komplett unterdrückt werden können.
Alle unterdrückten Emotionen kommen in Form von Monstern zurück. Die Künstler und Autoren der Schauerromantik verstanden, welchen Schaden die menschliche Psyche davon trägt, wenn man versucht, seine Emotionen zu unterdrücken.
Das Erbe der Schauerromantik
Auch wenn man nicht mehr von Schauerromantik spricht, kann man bis heute ihre Spuren in moderner Popkultur verfolgen. Der moderne Vampir basiert zum Beispiel auf dem Roman „The Vampyre“ des Engländers John William Polidori.
Natürlich ist Bram Stokers Dracula das wohl bekannteste Beispiel, aber wusstest du, dass Dracula selbst eine Metapher für die Angst war, dass der „primitive“ Osten den erleuchteten Westen kolonialisieren könnte?
Die Kreaturen und Monster sind immer Sinnbilder für Ängste, die die Autoren und Künstler zeit ihres Lebens verspürten. In ihren Werken geben sie diesen Ängsten eine Form.
Jedoch ging besonders von der Schauerromantik einen noch nie da gewesene Faszination und Thematisierung des Todes und Tabuthemen aus, die bis heute anhält.
Casper David Friedrich – Bildanalyse “Abtei im Eichwald”
Casper David Friedrich wird bis heute als einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit angesehen. Er ist besonders für seine Landschaftsmalerei bekannt. Er zählt neben John Constable zu einem der wichtigsten Landschaftsmalern der Romantik.
Sein Hauptziel in der Malerei war es, den Kontrast zwischen der göttlichen Kreation der Natur und den künstlichen Kreationen der Menschen deutlich zu machen. Dabei sind seine Landschaftsgemälde eher als symbolisch anzusehen.
Damit du besser verstehst, was das bedeutet, werden wir sein Gemälde „Abtei in Eichwald“ analysieren.
Motive
In dem Gemälde ist die Ruine einer alten Abtei zu sehen. Nur noch eine einzelne Wand erinnert an die Abtei, die einst im Wald stand. Das Fenster deutet auf gotische Architektur hin und damit, dass die Abtei im Mittelalter gebaut wurde. Nun ist sie von toten Bäumen umgeben.
Im Vordergrund, der im Schatten der Abtei und Bäume steht, kann man noch andere Reste der Ruine sowie mehrere verwaiste Grabsteine ausmachen. Obwohl die Bäume wie tot wirken, handelt es sich bei dem Motiv lediglich um eine winterliche Szene.
Hinter den angedeuteten Hügeln in Hintergrund der Abtei geht die Sonne langsam auf, es ist eine wolkenlose Nacht. Jedoch kann man während der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Nacht keine Sterne am Himmel sehen, was die Szene trotzdem sehr düster und bedrückend wirken lässt.
Komposition
Obwohl Friedrich keinen traditionellen Kompositionsregeln folgt, ist das Gemälde sehr deutlich und mit klaren Absichten komponiert worden. Fangen wir mit dem gröbsten Detail an. Das Gemälde ist in zwei Hälften geteilt, dabei ist die obere Hälfte größer als die untere Hälfte.
Der Himmel wirkt viel weiter als der Raum, den die Abtei einnimmt. Die untere Hälfte des Gemäldes wird von einer starken, zentrierten Ballung von verschiedenen Motiven charakterisiert. Dabei ist die Abtei der Bildmittelpunkt.
Die toten Bäume und Gräber bilden in ihrer Streuung um die Abtei, einen Rahmen, der das Auge immer wieder zum Bildmittelpunkt und Hauptmotiv zurückführt.
Licht und Farbgebung
Da es sich um eine nächtliche Szene während der Wintermonate handelt, sind die Farben sehr dunkel gehalten. Das Gemälde wird von verschiedenen Grau und Schwarztönen dominiert.
Das Licht der Morgendämmerung, das aus der unteren rechten Hälfte des Gemäldes kommt, durchbricht dabei die Dunkelheit. Dazu kommt, dass es der oberen Hälfte der Motivballung der Abtei und Bäume ein sanftes Leuchten verleiht.
Jedoch wirkt der Teil des Motivs, der nicht von Licht getroffen wird, durch den Kernschatten noch viel dunkler.
Pinselführung
Friedrichs Pinselführung ist so fein, dass man sie auf Distanz und mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann. Ein Grund dafür ist, dass er einen Malstock beim Arbeiten verwendete.
Der Malstock half ihm dabei, eine ruhige Hand zu behalten, sodass jeder Pinselstrich besonders fein und sauber aufgetragen werden kann.
Jedoch ist die Verblendung des Himmels noch beeindruckender als die feinen Äste der Eichen. Der saubere Übergang vom Nacht– in den Morgenhimmel lässt keine harten Kanten noch harsche Übergänge erkennen.
Interpretation
Das Gemälde ist eine Erinnerung daran, dass die Natur jede menschliche Kreation überdauern wird. Deswegen sind die Ruinen und der Friedhof, obwohl sie das Bildzentrum sind, im Vergleich zur Natur nur sehr klein.
Henry Fuseli – Bildanalyse “Der Nachtmahr”
Johann Heinrich Füssli, besser bekannt unter seinem englischen Namen Henry Fuseli, war ein schweizerisch-englischer Maler. Neben der Malerei war er auch Publizist und hat ein paar Stücke Shakespeares übersetzt und in Deutschland veröffentlicht.
Fuseli ist besonders für seine Gemälde von Albträumen und dem nächtlichen Horror bekannt. In seiner Kunst wandte er sich besonders Motiven des Übernatürlichen zu. Nicht nur Monster, sondern auch Feen. Jedoch sind viele seine Gemälde von albtraumhaften Szenen geprägt.
Der Landschaftsmaler John Constable zählt zu Fuselis bekanntesten Schülern.
Motive
Das Gemälde stellt eine schlafende Frau dar, sie liegt halb auf ihrem Bett, ihre Arme beginnen zu fallen, da sie sich in einer schmerzhaften Situation befindet. Auf ihrer Brust sitzt ein Alb, ein Fabelwesen, das nachts Menschen heimsucht.
Wenn ein Alb sich auf die Brust eines Menschen setzt, wird man nicht wach, aber verspürt Enge in der Brust, bekommt Atembeschwerden und leidet unter Nachtterror. Ja, vom Alb kommt das Wort Albtraum.
Durch die schweren roten Vorhänge des Betts blickt das schwarze Pferd des Albs auf die Leidende und den Alb. Zur Linken kann man einen kleinen Nachttisch erkennen, auf dem ein paar Fläschchen stehen.
Licht und Farbgebung
Fuseli war nicht für gut durchdachte Farbgebungen bekannt. Anstatt wirklich viel über Farbgebung nachzudenken, wählte er seine Farben zufällig. Er lernte erst mit 25, mit Öl zu malen, daher ist seine Farbwahl und Farbarbeit schon fast so gruselig wie seine Gemälde.
Die Farbgebung ist sehr dunkel gehalten, es werden jedoch sehr starke Kontraste zwischen den vielen Braun und Rottönen, sowie dem Weiß, das immer in Beziehung zur Leidenden steht, gebildet.
Jedoch ist Fuseli seines Zeichens ein Meister des Zusammenspiels zwischen Licht und Schatten. Es wird besonders deutlich, wenn du dir die Schlafende ansiehst: ihr weißes Nachthemd leuchtend und bildet einen starken Kontrast zum Rest des Bildes, was die Szene noch bedrückender macht.
Es entsteht das Gefühl, dass eine gedachte Lichtquelle aus der unteren rechten Ecke das Gesicht der Leidenden erleuchtet, die trotzdem nicht aufwachen kann.
Pinselführung
Obwohl Fuseli kein Meister der Farbwahl war, ist seine Pinselführung sehr sauber. Natürlich nicht auf demselben Level der Sauberkeit und des Details Friedrichs, aber er modellierte die Farben auf der Leinwand so sauber, dass die Pinselführung nicht zusehen ist.
Interpretation
Fuseli widmet sich auch bei diesem Gemälde wieder einem Romantik Motiv, von dem er selbst sehr fasziniert war. Er liebte die Motive des Grauens und des Terrors. Deswegen bot sich die Ausarbeitung der Szene einer hilflosen Schlafenden und ihrem Albtraum perfekt für ihn an.
In dem Gemälde stellt Fuseli nicht den Traum dar, den sie vielleicht hatte, sondern versucht zu visualisieren, wie die Welt um den Träumenden aussieht. Der Aberglaube des Albs reicht schon viel früher zurück als moderne Religionen wie das Christentum und sind auf der ganzen Welt verbreitet.
Er stellt in dem Gemälde die Hilflosigkeit des Schlafenden dar, wenn man nicht aus einem Albtraum erwachen kann, aber trotzdem physisch und sehr real von seinen Nachwirkungen geplagt wird.
Romantik Architektur – Aber bitte mit Gefühl
Die Architektur des Neoklassizismus ist besonders schmucklos und symmetrisch. Es ist ein sehr nüchterner Architekturstil, der auf extravagante Verzierungen und Details verzichtet.
Die Architektur der Romantik stellt sich wieder komplett dagegen. Inspiriert von Kunst und Literatur, sollen romantische Bauwerke Emotionen erwecken. Dazu gehört auch das Gefühl des Sublimen.
Besonders interessant ist dabei, dass es Gebäude gab, die mehr von der gotischen Architektur des Mittelalters inspiriert wurden. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Kölner Dom.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Gebäude, die stark vom Orientalismus beeinflusst wurden. So zum Beispiel der Royal Pavillon, der noch heute im südenglischen Brighton steht.
Romantik Komponisten – So klingt die Romantik
Natürlich durfte auch die Musik in dieser Kunstrichtung nicht zu kurz kommen. Du hast bestimmt schon von ihrer Musik gehört, vielleicht auch ganz bewusst oder wie viele von uns ganz unbewusst.
Die Romantik Komponisten kreierten Werke, die versuchten, musikalisch eine Geschichte zu erzählen. Genau wie ihre Schaffensgenossen in der Kunst, der Architektur und der Literatur wollten die Komponisten Werke erschaffen, die individuell, dramatisch und mitreißend sind.
Jedoch waren die Stücke dabei vom Klang und ihrer Komposition noch sehr verständlich. Etwas, dass man über spätere Musikstile, die Kunstformen folgten, nicht immer sagen kann. (Shoutout an die Expressionisten!)
Fazit
Die Romantik ist bis heute eine der längsten und wohl bedeutendsten Kunstepochen der Menschheitsgeschichte. Du kannst ihr Erbe noch in Gebäuden sehen, die bis heute intakt sind. Wenn du demnächst einen Horrorfilm schaust, fallen dir vielleicht Kreaturen auf, die Fuseli gemalt hätte.
Es ist eine lange und spannende Epoche der Kunstgeschichte, die bis heute viele Fragen aufwirft. Niemand ist sich nämlich wirklich sicher, wann sie begann und wann sie wirklich endete. Aber was wir wissen ist – dass sie viel weitgespannter, abwechslungsreicher und experimentierfreudiger war als jeder Kunststil vor ihr.
Damit wurde sie zur Grundlage für die moderne Kunst, auch wenn sich die Künstler der Romantik ironischerweise mit den Künstlern des Klassizismus zusammenschlossen, um den Realismus fertigzumachen.
Aber das ist ein anderes Thema. Damit du jedoch alles Wichtige über die Romantik noch einmal nachlesen kannst, haben wir eine FAQ für dich geschrieben!
FAQ
Warum gibt es die Romantik?
Die Romantik ist eine Gegenbewegung zur Aufklärung, die den Menschen als ein rationales und emotionsloses Wesen ansah. Romantiker wenden sich voll und ganz auch sehr dramatischen Emotionen zu.
Wer waren wichtige Romatik Künstler?
Besonders der Deutsche Kasper David Friedrich, der Spanier Francisco Goya, der Engländer William Blake und der Schweitzer-Engländer Henry Fuseli sind bis heute wichtige Figuren der Kunstgeschichte.
Was war an der Romantik Kunst so besonders?
Die Verherrlichung der Natur bis zum Punkt, dass sie überwältigend wirkt. Natur wird in ihrer Schönheit und Gewalt in einer sehr unrealistischen und verherrlichenden Form dargestellt, um dem Mensch zu zeigen, dass sie größer ist als jedes menschliche Schaffen.
Gibt es einen einheitlichen Stil?
Die Kunst der Romantik ist so verschieden wie ihre Künstler, da es ihnen komplett freigestellt war, welche Motive sie malen wollten. Die Idee des Genies, das aus eigener Kreativität schafft, bedeutet für uns heute, dass Landschaftsbilder und Motive, in denen Götter ihre Kinder fressen, alle romantisch sind.
Welche Romantik Motive gibt es?
Landschaftsbilder, Motive, die den Tod darstellen, Gemälde von Rittern und anderen mittelalterlichen Themen, Gemälde, die Szenen aus Balladen darstellen, Bilder von Naturgewalten, die das Land und das Meer erschüttern, Menschen in extremen Gemütszuständen.
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