Mimikry und Mimese, die Schutz- und Täuschmechanismen der Tier- und Pflanzenwelt. Vielleicht hast du schon mal beobachtet, wie aus einem Blatt ein Schmetterling wurde oder wie ein Ast sich als Insekt entpuppt.
Doch was genau sind Mimikry und Mimese? Gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Tarn-Mechanismen? Und welche Ziele werden mit der Nachahmung verfolgt?
Wir zeigen dir was du alles zu diesem Thema wissen muss. Lasst uns direkt loslegen!
Mimikry
Ahmt ein Tier oder eine Pflanze eine andere Art nach, so handelt es sich dabei um die Mimikry. Es werden bestimmte Signale, der nachgeahmten Art, übernommen. Die Signale können unter anderem das Aussehen, den Geruch oder die Geräusche, die eine Art von sich gibt, betreffen.
Dieses Nachahmungsverhalten lässt sich in zwei Arten kategorisieren, einmal der Schutz- und Lockmimikry.
1. Schutzmimikry: Ein Ziel der Mimikry ist es, sich vor Fressfeinden zu schützen. Dabei werden giftige oder ungenießbare Arten nachgeahmt.
Für einen erfolgreichen Schutzmechanismus müssen sowohl der Nachahmer als auch das Vorbild vom gleichen Fressfeind bedroht werden.
Das Gift der nachgeahmten Art darf aber nicht tödlich sein. Denn es soll beim Fressfeind ein Lerneffekt entstehen. So dass der Signalempfänger nicht mehr Vorbild und Nachahmer angreift.
2. Lockmimikry: Tiere und Pflanzen können außerdem die Mimikry anwenden, um Beute anzulocken. Dieser Mechanismus wird als Lockmimikry bezeichnet.
Ziel hierbei ist es, andere Lebewesen nachzuahmen, die für die anvisierte Beute attraktiv sind.
Links abgebildet, sieht man die Ragwurz. Eines der bekanntesten Beispiele für Lockmimikry. Ihr Aussehen ähnelt das eines weiblichen Insektes und auch riechen tut sie wie eines. Damit lockt sich männliche Insekten zur Bestäubung an.
Die 6 Mimikry Varianten + Beispiele
Mimikry gibt es, wie wir sehen werden, in verschiedenen Varianten. Auch haben sich viele verschiedene Wissenschaftler und Biologen mit dessen Phänomen auseinandergesetzt. Im Folgenden zeigen wir dir welche Varianten entdeckt worden sind:
Bates’sche Mimikry
Nach dem Naturforscher Henry W. Bates wurde die bekannteste Mimikry benannt, nämlich die Bates’sche Mimikry. Heute ist sie auch als Schutzmimikry bekannt.
Bates beobachtete nämlich auf einer seiner Reisen, wie eine Schmetterlingsart einer anderen giftigen Schmetterlingsart zum Verwechseln ähnlich aussah. So schützten sich die Nachahmer-Schmetterlinge durch die Anpassung ihres Aussehens.
Ein sehr interessantes Beispiel hierfür ist der Hornissen Glasflügler. Es handelt sich dabei nämlich um einen Schmetterling, der wie Bienen und Hornissen dieselbe gelb-schwarze Warntracht trägt.
Der Monarchfalter, der für Vögel giftig ist, wird vom Limenitis Archippus imitiiert. So sehen beide Schmetterlinge zum Verwechseln ähnlich aus.
Mertens’sche Mimikry
Die Mertens’sche Mimikry lässt sich auf den deutschen Biologen Robert Mertens zurück führen. Dieser beschrieb das Nachahmungsverhalten von gefährlichen und ungefährlichen Arten.
Bei der Mertens’schen Mimikry passen sich eine gefährliche oder eine ungefährliche Art einer mäßig ungefährlichen Art an.
Der Zweck hierbei ist es, einen Lerneffekt beim Signalempfänger zu erzeugen. Dieser lernt durch den Verzehr von der mäßig gefährlichen Art, dass alle Lebewesen, die dem ähnlich sehen ungenießbar sind. So greifen sie dann weder die gefährlich Art noch die ungefährlich Art an.
Müllersche Mimikry
Johann F. T. Müller entdeckte bei seinen Beobachtungen, dass eine Vielzahl von giftigen oder ungenießbaren Insekten eine sehr ähnliche Warntracht aufwiesen. Obwohl sie nicht derselben Gattung angehörten.
Die Warntracht dient hier also für die Signalempfänger als Signal, Lebewesen mit diesem äußerlichen Erscheinungsbild zu vermeiden.
Dieses Phänomen, dass mehrere Arten dasselbe Warnsignal besitzen, nennt man auch Signalnormierung
Peckham’sche Mimikry
Die Peckham’sche Mimikry ist auch unter dem Namen aggressive Mimikry bekannt. Benannt wurde die Peckham’sche Mimikry nach Elizabeth G. Peckham.
Bei solchen Fällen werden die Signalempfänger nicht nur angelockt, sondern auch gefressen oder verletzt.
Mit der Peckham’schen Mimikry versuchen Nachahmer, die Angriffs Distanz zwischen sich und der Beute zu verkleinern oder nichtig zu machen.
Ein bekanntes Beispiel für die aggressive Mimikry ist der Anglerfisch. Mit seiner “Angel” lockt er seine Beute direkt vor seine Mundhöhle. Die Angel dient so als Wurm-Köder.
Molekulare Mimikry
Die molekulare Mimikry bezieht sich auf die Tarnung von Mikroorganismen wie Viren oder Bakterien. Krankheitserreger täuschen so dem Immunsystem vor, körpereigene Organismen zu sein.
Sollte das Immunsystem trotzdem eingreifen, so greift es nicht nur die Krankheitserreger an, sondern auch die körpereigenen Mikroorganismen. Denn sowohl Vorbild als auch Nachahmer weisen ein ähnliches Aussehen bzw. einen ähnlichen Aufbau vor.
Chemische Mimikry
Bei der Chemischen Mimikry imitieren Tiere und Pflanzen nicht das Aussehen des Vorbildes nach, sondern den Geruch (Olfaktorik). Somit werden die Signalempfänger über den Geruchssinn getäuscht.
Mimese – eine andere Form der Tarnung
Neben der Nachahmung anderer Lebewesen, haben Tiere und Pflanzen noch die Möglichkeit sich der Umwelt anzupassen. Indem sie ihre Form oder Farbe dem Lebensraum anpassen, bleiben sie so für ihre Fressfeinde verborgen.
Mit Hilfe der Tarntracht können Tiere eins mit dem Untergrund werden oder sich als Stein, Blatt oder Ast ausgeben.
Wie bei der Mimikry gibt es auch bei der Mimese verschiedene Varianten, die wir dir im folgenden vorstellen werden.
Allomimese
Die Allomimese beschreibt die Anpassung von Lebewesen an unbelebte Gegenstände. Unbelebte Gegenstände können zum Beispiel Steine oder auch Vogelkot sein.
Oben abgebildet sieht man Lithops, welche der Gattung der Sukkulenten Pflanzen angehören. Äußerlich ähneln diese Pflanzen Steine, weshalb man sich auch als lebende Steine bezeichnet.
Phytomimese
Bei der Phytomimese imitieren Tiere, Pflanzen oder Pflanzenteilen nach. So können zum Beispiel Insekten sich als ein Ast oder auch Blatt tarnen.
Hier abgebildet siehst du die Gespenstschrecke. Diese kann sich durch ihr Aussehen als ein Ast tarnen.
Zoomimese
Tarnen sich Tiere als eine andere Tierart, so spricht man von der Zoomimese. Dies ermöglicht bestimmten Tierarten, sich unter die Vorbilder zu mischen und auch gemeinsam mit ihnen zu leben.
Aber anders als bei der Mimikry muss das Vorbild weder giftig noch gefährlich sein. Ein Beispiel dafür ist die Ameisengrille, welche in Gemeinschaft mit Ameisen lebt.
FAQ – Mimikry & Mimese
Hier findest du nochmal alle wichtigen Informationen in Form eines FAQ. Einfach auf das “+” klicken, um die Antwort zu sehen.
Was versteht man unter Mimikry?
Unter Mimikry versteht man, dass eine Art eine andere Art nachahmt. Dabei werden Signale (Aussehen, Geräusche, Geruch) der nachgeahmten Art (Vorbild) übernommen.
Was versteht man unter Mimese?
Bei der Mimese tarnen sich Tiere und Pflanzen, indem die sich der Umgebung anpassen. Dabei werden in erster Linie nicht andere Lebewesen imitiert, sondern sowas wie Steine, Vogelkot oder Äste.
Welche 8 Arten bzw. Varianten der Mimikry gibt es?
- Lockmimikry
- Schutzmimikry
- Bates’sche Mimikry
- Müllersche Mimikry
- Mertens’sche Mimikry
- Peckham’sche Mimikry
- Molekulare Mimikry
- Chemische Mimikry
Welche drei Varianten der Mimese gibt es?
- Allomimese
- Phytomimese
- Zoomimese