Kognitive Verzerrungen führen zu Fehlern in deinem Denken und können sogar deinen Lernerfolg verschlechtern. Damit du zu einem kritischen Denker wirst und die nächste Prüfung meisterst, findest du in diesem Artikel:
- was kognitive Verzerrungen sind
- Liste der wichtigsten kognitiven Verzerrungen, inklusive PDF-Download
- Ursachen von Denkfehlern
- praktische Anleitung mit der du sie vermeidest
Bist du bereit deine Denkfehler zu entdecken?! Lass uns loslegen!
Diese Voreingenommenheit, auch “Bias” genannt, kann unsere Einschätzung der Realität verzerren und schließlich zu Denkfehlern führen.
Obwohl kognitive Verzerrungen unser Denken stark prägen, sind sie uns typischerweise nicht bewusst. Sie passieren also automatisch und ohne dass wir bewusst darüber nachdenken.
Kognitive Verzerrungen haben also weitreichende Folgen für unser Denken, indem sie beeinflussen wie wir Informationen aufnehmen, erinnern und beurteilen:
Wahrnehmen: Betrifft die Fähigkeit, durch unsere Sinnesorgane Informationen aus unserer Umwelt aufzunehmen und zu interpretieren. Kognitive Verzerrungen können hierbei zu einer verzerrten Sicht der Realität führen, bei der wir einzelne Informationen beachten und andere wiederum übersehen oder ignorieren.
Erinnern: Bezieht sich auf die Fähigkeit, Informationen zu speichern und zu erinnern. Kognitive Verzerrungen können bewirken, dass nur ausgewählte Informationen in das Langzeitgedächtnis übertragen werden und auch nur bestimmte Informationen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden können.
Urteilen: Beschreibt den Prozess, bei dem wir aus Informationen Schlüsse ziehen oder bewerten. Durch kognitive Verzerrungen ist es möglich, dass wir nur bestimmte Informationen in unsere Urteile einbeziehen, während wir andere nicht berücksichtigen.
Kognitive Verzerrungen – Liste und Beispiele
Durch ihre tiefgreifenden Auswirkungen können kognitive Verzerrungen deinen Lernprozess und damit deinen Erfolg in Prüfungen erheblich beeinträchtigen.
Damit du sie frühzeitig bei dir erkennen kannst, haben dir die wichtigsten kognitiven Verzerrungen mit Beispielen aufgelistet:
Dunning-Kruger-Effekt (Dunning-Kruger Effect)
Eine berühmte kognitive Verzerrung ist der Dunning-Kruger-Effekt. Dieser besagt, dass Menschen, die nur wenig Wissen in einem bestimmten Fachgebiet besitzen, neigen dazu, ihre eigenen Kompetenzen in diesem Bereich zu überschätzen.
Halo-Effekt (Halo Effect)
Laut dem Halo-Effekt führt ein einzelnes positives Merkmal einer Person oder Sache dazu, dass wir auch andere Merkmale dieser Person oder Sache positiver einschätzen als sie es tatsächlich sind.
Verfügbarkeitsheuristik (Availability Heuristic)
Wir schätzen Informationen, an die wir uns einfach erinnern können, oft als wichtiger und wahrscheinlicher ein als Informationen, an die wir uns weniger gut erinnern können.
Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)
Viele Denkfehler entstehen durch unsere Neigung, Informationen so auszuwählen, zu interpretieren und zu erinnern, dass sie zu unseren Überzeugungen und Annahmen passen. Ebenfalls schätzen wir diese Informationen als wichtiger und glaubwürdiger ein als solche, die unsere Überzeugungen und Annahmen nicht bestätigen.
Basisratenfehler (Base Rate Neglect)
Wir tendieren dazu, uns bei der Beurteilung, wie wahrscheinlich oder häufig etwas ist, besonders stark von einzelnen auffälligen oder eindrücklichen Informationen beeinflussen zu lassen und wichtige Statistiken zu vernachlässigen.
Framing-Effekt (Framing Effect)
Die Art und Weise wie Informationen präsentiert werden, beeinflussen unsere Wahrnehmung und unsere Entscheidungen.
Ankereffekt (Anchoring Effect)
Informationen, denen wir zuerst begegnen, sind wie “Anker” und können unsere Bewertungen und Entscheidungen stark beeinflussen, auch wenn sie eigentlich unwichtig sind.
Selbstwertdienliche Verzerrung (Self-Serving Bias)
Wir erklären unsere Erfolge oft durch innere Ursachen wie unsere eigenen Fähigkeiten und Anstrengungen, während wir Misserfolge häufig auf äußere Gründe wie Pech oder andere Menschen zurückführen. Dieser Denkfehler kommt deinem Selbstwert zugute.
Wie entstehen Denkfehler?
Du fragst dich bestimmt, wie diese kognitiven Verzerrungen passieren können, obwohl wir uns bemühen rational und logisch zu denken.
Dafür gibt es einige Ursachen, die mit den Eigenschaften und Mechanismen des Gehirns zusammenhängen:
Die mentale Kapazität des Menschen und somit auch seine Fähigkeit Informationen zu verarbeiten ist begrenzt. Daher ist es manchmal nicht möglich, alle vorhandenen Informationen zu beachten. Stattdessen konzentrieren wir uns auf bestimmte Schlüsselinformationen, während wir andere vernachlässigen.
Dies kann zum Beispiel den Basisratenfehler, Framing-Effekt und Ankereffekt erklären.
Da unsere Verarbeitungskapazität eingeschränkt ist, benutzen wir oft einfache Faustregeln, auch Heuristiken genannt. Obwohl sie uns helfen effizient zu denken, können sie auch zu falschen Schlüssen führen, da wir oft wichtige Informationen nicht beachten.
Ebenfalls können der Basisrateneffekt, Framing-Effekt und Ankereffekt zu den Heuristiken gezählt werden.
Menschen empfinden es als unangenehm, mit Informationen konfrontiert zu werden, die ihren eigenen bereits existierenden Überzeugungen und Annahmen widersprechen. Diesen Zustand bezeichnet man auch als kognitive Dissonanz. Deshalb neigen wir dazu, Informationen an das anzupassen, was wir bereits glauben.
Die Vermeidung kognitiver Dissonanz erklärt beispielsweise den Bestätigungsfehler und auch den Halo-Effekt.
Menschen sind motiviert, sich selbst positive Eigenschaften zuzuschreiben und diese positive Selbstwahrnehmung zu schützen. Dadurch neigen wir dazu, unsere Kompetenz zu überschätzen und Ereignisse zu unseren Gunsten zu interpretieren.
Zu diesen Verzerrungen zählen der Dunning-Kruger-Effekt und die selbstwertdienliche Verzerrung.
Was tun gegen kognitive Verzerrungen?
Wie du wahrscheinlich bereits bemerkt hast, können kognitive Verzerrungen große negative Auswirkungen auf deinen Alltag und deinen Erfolg in Schule und Uni haben. Deshalb zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du damit umgehen kannst.
1. Werde dir deiner Denkfehler bewusst!
Als ersten Schritt solltest du dein eigenes Denken kritisch hinterfragen, um dir deiner eigenen Denkfehler bewusst zu werden und sie zu erkennen.
Hierzu kann dir die Liste kognitiver Verzerrungen in diesem Artikel helfen.
2. Nimm dir genügend Zeit zum Denken
Viele kognitive Verzerrungen entstehen, wenn wir wenig Zeit haben und dadurch schnell und automatisch denken. Nimm dir insbesondere in wichtigen oder komplexen Situationen Zeit, um deine Entscheidungen sorgfältig zu überdenken.
Plane also deine Lernsessions mit ausreichend Zeit, um über die Themen nachzudenken, anstatt nur durch den Stoff zu hetzen.
3. Suche nach unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven
Suche aktiv nach Meinungen und Betrachtungsweisen, die deiner eigenen widersprechen oder die du noch nicht kanntest.
Versuche hierzu beim Lernen unterschiedliche Quellen zu verwenden, wie zum Beispiel zusätzliche Fachbücher oder Online-Material. Ebenfalls ist es hilfreich, sich mit anderen über die Lerninhalte auszutauschen oder Lerngruppen zu bilden.
4. Benutze Regeln und Checklisten
Die Verwendung von vordefinierten Entscheidungsregeln und Checklisten kann helfen, den Einfluss kognitiver Verzerrungen auf deine Wahrnehmung und Entscheidungsfähigkeit zu verringern.
Lege zum Beispiel im Vorhinein fest, wie wichtig die einzelnen Themen sind und wie viel Zeit das Lernen in Anspruch nehmen wird. Außerdem solltest du bereits vor dem Lernen festlegen, anhand welcher Kriterien du deinen Lernfortschritt bewertest.
FAQ
Was versteht man unter kognitiven Verzerrungen?
Kognitive Verzerrungen sind systematische Abweichungen unserer Wahrnehmung, Erinnerung und Urteile von der Realität. Sie führen zu einer verzerrten Einschätzung der Realität, auch “Bias” genannt, die sich letztendlich in Denkfehlern bemerkbar macht.
Wie viele kognitive Verzerrungen gibt es?
Obwohl die Schätzungen je nach Quelle und Definition variieren, kann man von über 100 verschiedenen kognitiven Verzerrungen ausgehen. Da sich die Forschung und das Verständnis dieser Denkfehler ständig weiterentwickelt, ändert sich diese Zahl jedoch ständig.