Versmaß entwirren: Der Jambus leicht erklärt

Der Jambus, auch als Versfuß bekannt, spielt eine wichtige Rolle in der Welt der Gedichte. Ein Gedicht gewinnt nämlich nicht nur durch die gewählten Worte an Ausdruck, sondern auch durch die rhythmische Struktur, die zum Beispiel der Jambus vorgibt.

Doch was genau steckt hinter dem Begriff “Jambus” und wie erkennt man diese besondere Form des Metrums? Das wollen wir nun gemeinsam Schritt für Schritt näher betrachten!

Was ist der Jambus?

In der schriftlichen Darstellung kann das als “– x” dargestellt werden, wobei “–” für eine unbetonte und “x” für eine betonte Silbe steht.

💡 Aber Achtung: Es gibt noch eine ganze Menge andere Möglichkeiten, die Betonungen schriftlich darzustellen. Frag am besten deinen Lehrer, wenn du dir nicht sicher bist, wie dieser das gerne markiert haben möchte.

Jambus – Aufbau

Mit diesem ersten Grundwissen schauen wir uns den Aufbau eines Jambus jetzt gemeinsam genauer an.

Wir wissen, der Jambus besteht aus genau zwei Silben pro Versfuß. Dieses rhythmische Muster setzt sich durch das gesamte Gedicht fort. Die besondere Eigenschaft des Jambus liegt darin, dass die Betonung auf der zweiten Silbe jedes Versfußes liegt und dieser damit steigend ist.

Gedichte, die den Jambus als metrische Grundstruktur verwenden, werden als jambische Verse bezeichnet.

William Shakespeares “Sonett 18” ist ein Beispiel für einen Text, der jambische Verse enthält. 

Hier ist nämlich jeder Vers im Jambus aufgebaut, was dem Gedicht einen fließenden und rhythmischen Charakter verleiht.

Klicke auf den Play-Button und hör dir die Betonung selbst an. 

Jambische Versmaße

In Gedichtinterpretationen wird oft von einem mehrhebigen Jambus gesprochen.

Das ist dann der Fall, wenn eine Zeile (oder Strophe) eines Gedichts über die standardmäßigen zwei Hebungen hinausgeht und mehr als zwei Silben hat.

Das schauen wir uns jetzt am Beispiel „Willkommen und Abschied“ von Goethe genauer an.

Einhebiger Jambus

Zweihebiger Jambus

Dreihebiger Jambus

Vierhebiger Jambus

So kann das also immer weitergehen – je nach dem, wie viele Hebungen in einer Zeile vorkommen. Wir haben uns hier lediglich die erste Zeile des Gedichts angesehen. Wie du siehst, werden jedoch in der ganzen ersten Strophe (und sogar im gesamten Gedicht) vierhebige Jamben genutzt:

Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.

– Goethe “Willkommen und Abschied” (Strophe 1)

Wirkung und Funktion

Der Jambus ist eine rhythmische Struktur in der Sprache. Er besteht aus einer unbetonten Silbe, gefolgt von einer betonten Silbe. Dieses Muster wiederholt sich in der Regel und erzeugt dadurch einen fließenden Rhythmus.

Die Funktion des Jambus liegt darin, Texten eine regelmäßige und harmonische Klangstruktur zu verleihen. Durch die Betonung auf der zweiten Silbe entsteht eine Art Auf-und-Ab-Bewegung, die dem Text eine angenehme Melodie verleiht. Der Jambus wird oft genutzt, um eine leichtere und rhythmische Lesart zu ermöglichen.

Jambus vs. Trochäus

Neben dem Jambus gibt es noch einige andere Metrum Arten.

Vor allem der Trochäus und der Jambus lassen sich schnell verwechseln. Damit dir das in Zukunft nicht passieren kann, haben wir hier die wichtigen Unterschiede für dich:

💡 Ein Jambus könnte ein ruhiges Gedicht sanft vortragen, während ein Trochäus in einem lebhaften Lied kraftvoll klingen könnte.

Jambus und Trochäus bieten also verschiedene Möglichkeiten, Betonungen zu setzen und somit unterschiedliche Stimmungen und Rhythmen zu erzeugen.

Übungsaufgabe Jambus

Betrachte folgendes Gedicht und markiere die unbetonten und betonten Silben:

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