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Die Epochen der deutschen Literatur: alles Wichtige im Überblick

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Tust du dich schwer damit, Literatur einzuordnen? Suchst du einen schnellen Überblick über die Epochen der deutschen Literatur? Dann haben wir genau den richtigen Artikel für dich.

Hier findest du die wichtigsten Epochen im Überblick – von der Aufklärung bis hin zur Postmoderne.

Fangen wir gleich an!

Zeitstrahl der Epochen

Die Epochen vor der Moderne

Die Epochen der Moderne

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Bis 1720

Vor dem Zeitalter der Aufklärung wird kaum etwas abgefragt. Vielleicht habt ihr im Unterricht das Nibelungenlied durchgenommen, aber das schafft es selten in richtige Schulaufgaben. Die deutsche Literatur beginnt (zumindest in Lehrplänen) erst so richtig ab der Aufklärung.

Die Aufklärung

  • Ungefährer Zeitraum: 1720 – 1800
  • Merkmale: Kritik an Obrigkeiten (Kirche & Staat), Selbstbestimmung, Vernunft, Toleranz
  • Wichtige Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
  • Beispielwerke: Nathan der Weise & Minna von Barnhelm (beide Lessing)

Die Aufklärung war mehr als eine Literaturepoche. Sie war eine Bewegung unter Intellektuellen in ganz Europa, die nach und nach begannen, die alte Ordnung der Gesellschaft zu hinterfragen.

Deutschland bestand damals aus über 300 winzigen Staaten, die von Fürsten und Bischöfen mit völlig veralteten Mitteln regiert wurden. Deswegen fand die Aufklärung in den verschieden deutschen Staaten großen Anklang.

Die zwei Hauptmotive der Aufklärung sind Vernunft und Selbstbestimmung. Die Aufklärer sahen sich die veralteten Gesellschaftsordnungen an und fanden sie unvernünftig. Warum sollte nicht jeder für sich selber denken?

Sapere aude! (lat.: “Wage es, zu denken!”)

Immanuel Kant, deutscher Philosoph der Aufklärung

Als größter Autor der Aufklärung gilt Lessing, der die ersten richtigen deutschen Dramen schrieb:
In Nathan der Weise geht es um Toleranz zwischen verschiedenen Religionen. Das Stück spielt im mittelalterlichen Jerusalem und handelt von einem jüdischen Kaufmann, der versucht, einen Kreuzritter zur Toleranz zu erziehen.

In Minna von Barnhelm macht sich Lessing über das alte Verständnis von Ehre lustig: Der Protagonist schlittert aufgrund seines Ehrgefühls von einer misslichen Lage zur nächsten. Erst Minna, seiner Verlobte, kann ihn zur Vernunft bringen.

Sturm und Drang

  • Sturm und DrangUngefährer Zeitraum: 1765 – 1785
  • Merkmale: Gefühle über Verstand, Genie gegen veraltete Gesellschaft, Einklang mit der Natur
  • Wichtige Autoren: Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller
  • Beispielwerke: Die Räuber (Schiller), Prometheus , Götz von Berlichingen (Goethe)

Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung der Jugend gegen die gleichen veralteten Strukturen, die auch die Aufklärer kritisierten. Manche nennen den Sturm und Drang deswegen nur eine Nebenbewegung der Aufklärung. Trotzdem  gibt es Unterschiede zwischen den beiden:

Im Sturm und Drang geht es um einzelne Genies, die die Regeln brechen und so gegen die Gesellschaft rebellieren. Es sind trotzige und eigensinnige Helden, die ohne Rücksicht auf Verluste voran stürmen und drängen. In der Aufklärung geht es eher um einzelne, gute Menschen, die versuchen, ihre Mitmenschen zu erziehen.

Als junge Wilde im Sturm und Drang betreten die zwei größten deutschen Autoren die Bühne: Johann Wolfgang (noch nicht “von”) Goethe und Friedrich (auch noch nicht “von”) Schiller.

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Thränen gestillet
Je des Geängsteten?

Johann Wolfgang Goethe, “Prometheus”

Goethes Götz von Berlichingen handelt von einem Raubritter. Der Held schleudert hier einem Gesandten entgegen, sein Bischof könne ihn mal “im Arsche lecken”. Das vermutlich bekannteste Stück des Sturm und Drangs ist aber Schillers Die Räuber. Dessen Protagonist glaubt, dass sein Vater ihn enterbt hat und wird Chef einer Räuberbande. Ein zentrales Motiv des Sturm und Drangs ist übrigens der Konflikt mit der sogenannten “Vätergeneration”…

Weimarer KlassikWeimarer Klassik

  • Ungefährer Zeitraum: 1786 – 1805
  • Merkmale: Bewunderung der Antike, Versöhnung von Gefühlen und Vernuft, Glaube an Freiheiten, Gewaltfreiheit, Erziehung des Menschen hin zum Guten
  • Wichtige Autoren: Johann Wolfgang (von) Goethe, Friedrich (von) Schiller
  • Beispielwerke: Iphigenie auf Tauris, Faust I (Goethe), Don Carlos, Maria Stuart (Schiller)
Glosse

Für Goethe hatte es sich nach einiger Zeit aus gestürmt und gedrängt. Stattdessen arbeitete er als Beamter am Hofe des Herzogs von Sachsen-Weimar und rutsche in eine handfeste, 10 Jahre lange Schreibblockade. Nach einigem Hin und her brach er schließlich zu einer zweijährigen Italienreise auf.

Als er wiederkam, war er wie ein neuer Mensch: Hellauf begeistert von den Italienern (ganz besonders den Italienerinnen…) und von der griechisch-römischen Antike stürzte er sich auf seine Arbeit. So begann eine ganz neue Epoche der deutschen Literatur.

Sein Chef, der Herzog, war zum Glück auch sein Freund und ließ ihn zurück an den Hof von Weimar. Während dieser Zeit wurde der weimarer Hof ein wichtiges Zentrum für Kunst und Kultur. Deshalb nennt man diese Epoche auch die Weimarer Klassik.

Schiller hielt Goethe zuerst für einen “Verräter” am Sturm und Drang. Mit der Zeit jedoch gefiel ihm die neue Arbeit von Goethe immer mehr. So sehr, dass er schließlich auch nach Weimar zog. Beide wurden zuerst gute Kollegen, dann richtige Freunde.

Weimarer Klassik

Die Weimarer Klassik versucht, Gefühle und Verstand miteinander zu versöhnen. Ihre Figuren sind hin- und hergerissen zwischen ihren persönlichen Wünschen und ihren Pflichten, suchen jedoch immer mit vorbildlichem Verhalten den Kompromiss.

Alle Wege bahnen sich vor mir, weil ich in der Demuth wandle.

Johann Wolfgang von Goethe, Brief an Johann Gottfried Herder, 1787

Goethes Iphigenie auf Tauris tut ihr bestes einen Konflikt zwischen ihrer Rolle als Priesterin und ihrer Liebe zu ihrem Bruder, den sie opfern soll, zu lösen. Schillers Don Carlos ringt mit seiner Rolle als Kronprinz und seiner Liebe zu seiner Stiefmutter (lange Geschichte…).

Die Figuren aus diesen Dramen stammen oft aus der Mythologie oder der Geschichte. Iphigenie stammt aus den Sagen rund um den trojanischen Krieg, Don Carlos und auch Goethes Egmont hingegen spielten beide eine Rolle bei der spanischen Besatzung der Niederlande.
Auch Schillers Maria Stuart basiert auf historischen Begebenheiten.

1789 - 1799 Französische Revolution, ab 1799 Herrschaft Napoleons

Romantik

  • RomantikUngefährer Zeitraum: 1793 – 1848
  • Merkmale: Sehnsucht, Reisemotive, Traum und Wirklichkeit, Realitätsflucht, Verherrlichung des Mittelalters, Kritik an zügelloser Wissenschaft
  • Wichtige Autoren: Joseph von Eichendorff, E.T.A. Hoffmann, Novalis, die Gebrüder Grimm
  • Beispielwerke: Das Marmorbild, Aus dem Leben eines Taugenichts (Eichendorff), Der Sandmann, Don Juan (Hoffmann)

Die Romantik gilt als eine Gegenbewegung zur Aufklärung. Ihre Texte sind sentimental, träumerisch und emotional. Ihre Beschreibungen sind blumiger und ausführlicher. Die Dramen der Aufklärung und der Weimarer Klassik werden von Romanen, Novellen und auch Märchen abgelöst.

Romantik. Alle Romane, wo ware Liebe vorkommt, sind Märchen – magische Begebenheiten.

Novalis, “Fragmente”

Eine besondere Rolle spielt in der Romantik der Konflikt zwischen Wirklichkeit und Traum. In Eichendorffs Marmorbild verliebt sich ein junger Mann in eine Statue, die in seinen Träumen zu einer realen Frau wird. In Hoffmanns Don Juan träumt ein Zuschauer von der Opernsängerin, deren Vorstellung er besucht.

Manchmal unterscheidet man noch die Schauerromantik von der normalen Romantik. Die Literatur der Schauerromantik erinnert eher an Horror oder sogar an Science-Fiction. Hier spielt auch die Angst vor einer ungezügelten und rücksichtslosen Wissenschaft eine wichtige Rolle.

In Hoffmanns Sandmann halluziniert ein Student von einem augenausreißenden Monster und wird so langsam wahnsinnig. Ein gekauftes Messinstrument verschlimmert seine Situation nur. Außerdem verliebt er sich in einen Roboter…

Solche Geschichten gab es auch außerhalb von Deutschland. Das wahrscheinlich bekannteste Werk der Schauerromantik ist Mary Shellys Frankenstein, indem ein Wissenschaftler einen künstliches Lebewesen erschafft, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.

1792-1815 Koalitionskriege gegen Frankreich, 1815 Restauration Europas

Biedermeier

  • BiedermeierUngefährer Zeitraum: 1815–1848
  • Merkmale: Genügsamkeit, Ruhe, Bürgerlichkeit, Religion, Ordnung
  • Wichtige Autoren: Annette von Droste-Hülshoff, Franz Grillpanzer, Adalbert Stifter
  • Beispielwerke: Die Vergeltung (Droste-Hülshoff), Der Traum ein Leben (Grillpanzer), Der Nachsommer (Stifter, erst 1859 erschienen, dennoch Biedermeier zugerechnet)

Der Biedermeier ist eine sehr private, zurückgezogene und unpolitische Richtung. Manchmal spricht man auch von der Restaurationsliteratur, da der Begriff “Biedermeier” erst im Nachhinein für die Epoche benutzt wurde und oft abwertend gemeint ist. Ein vergleichbarer Begriff wäre “spießig”.

Schau, dort spaziert Herr Biedermeier
und seine Frau, den Sohn am Arm;
sein Tritt ist sachte wie auf Eier,
sein Wahlspruch: Weder kalt noch warm.

Ludwig Pfau, “Herr Biedermeier”

Wie der andere Name schon sagt, fällt der Biedermeier zeitlich in die Zeit der Restauration Europas nach den Kriegen Napoleons. Hier wurden die alten Herrscher und Fürsten gestärkt und die “alte Ordnung” so gut es ging wiederherstellt. Bücher wurden zensiert, politische Vereine verboten und die Literatur wurde so unpolitisch und gemütlicher.

Der Biedermeier mit seinem Fokus auf Genügsamkeit, das Innere und konservative Werte ist das Produkt dieser Repressionen. In den Texten geht oft um das gute dieser Werte:

Eines nur ist Glück hienieden,
Eins: des Innern stiller Frieden

Franz Grillpanzer, “Der Traum ein Leben”

In Droste-Hülshoffs Vergeltung wird der kriminelle Protagonist durch eine höhere Macht gerecht bestraft (wenn auch für etwas, was er nicht getan hat). In Stifters Nachsommer werden ein altes und ein junges Paar miteinander verglichen: Das langweilige Leben des älteren Paars schafft hierbei das Glück des jüngeren.  So zeigt sich das Gute am Genügsamen.

Vormärz/Junges Deutschland

  • VormärzUngefährer Zeitraum: 1825–1848
  • Merkmale: Demokratie, Freiheit, Kritik an Autoritäten
  • Wichtige Autoren: Heinrich Heine, Georg Büchner, Heinrich Laube
  • Beispielwerke: Deutschland. Ein Wintermärchen, die schlesischen Weber (Heine), Woyzeck (Büchner)

Das junge Deutschland, als genaues Gegenteil des Biedermeiers, ist eine explizit politische Epoche. Seine Rahmenbedingungen waren die gleichen des Biedermeiers, nur forderten die Autoren des jungen Deutschlands diese Zustände heraus. Es ging um Freiheit, Demokratie und auch die Gegensätze zwischen Arm und Reich. Wie du dir sicher denken kannst, fanden das die Leute an der Macht nicht so toll. Dementsprechend oft wurden die Texte des jungen Deutschlands verboten, seine Autoren flohen ins Ausland.

Friede den Hütten, Krieg den Palästen!

Georg Büchner, “der Hessische Landbote” (Flugblatt)

“Deutschland” als Staat gab es immer noch nicht, aber nach und nach fand der Gedanke einer deutschen Vereinigung mehr und mehr Anklang. Das junge Deutschland trieb diesen Gedanken vorn, genauso wie verschiedene liberale Ansichten. Ab 1840 spricht man auch vom “Vormärz”.

Im März 1848 gab es in mehreren der deutschen Kleinstaaten Revolutionen. Die Ziele waren je nach genauer Revolution unterschiedlich, aber stark von den liberalen Ideen des jungen Deutschlands beeinflusst. Kurzzeitig gab es sogar ein gesamtdeutsches Parlament in der Frankfurter Paulskirche, aber am Ende scheiterten die deutschen März-Revolutionen von 1848.

Die deutsche Einigung sollte kommen, aber nicht durch Parlamente und Stimmen, sondern durch preußische Kriege.

In den Gesichten des Vormärz wird die bestehende Ordnung gnadenlos kritisiert. In Heines Deutschland. Ein Wintermärchen wird der Erzähler auf seiner Reise durch die deutschen Staaten von Autoritäten genervt und regt sich ausgiebig über die Zustände auf. Die schlesischen Weber verflucht ausdrücklich König, Gott und Vaterland (eine Anspielung auf den preußischen Schlachtruf).

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
wir weben, wir weben!

Heinrich Heine, “die schlesischen Weber”

In Büchners Woyzeck wird ein armer Soldat von seinen Vorgesetzten immer weiter in den Wahnsinn getrieben, bis er völlig durchdreht. Büchner will so das Leid und den Missbrauch der unteren Schichten durch Autoritäten darstellen.

Realismus

  • RealismusUngefährer Zeitraum: 1850–1890
  • Merkmale: Darstellung der Wirklichkeit, genaue Beschreibung kombiniert mit subjektiven Handlungen, Einfache Formen
  • Wichtige Autoren: Theodor Fontane, Gottfried Keller, Friedrich Hebbel
  • Beispielwerke: Effi Briest, John Maynard (Fontane), Romeo und Julia auf dem Dorfe (Keller)

Der Realismus geht es vor Allem und die möglichst genaue Abbildung der Wirklichkeit. Allerdings greifen sich die Realisten ein paar Freiheiten heraus, nämlich der Ausschluss von negativen Dingen. Sie begründen das mit ihrem Schönheitsempfinden.

Realismus ist die künstlerische Wiedergabe (nicht das bloße Aufschreiben) des Lebens.

Theodor Fontane

Oftmals schreiben sie Geschichten über das neu aufgekommene, wohlhabende Bürgertum oder erzählen historische Begebenheiten nach. Das heißt jetzt natürlich nicht, dass alle Geschichten wunderbar ohne Probleme sind. Nur sind das meistens innere Probleme. In Effi Briest, dem wahrscheinlich bekanntesten Roman des Realismus, geht es um die Probleme der Gesellschaft mit dem Prinzip der Ehre. Damals haben sich viele Leute “ehrhalber” gegenseitig erschossen.

Beginn der Moderne/ Vereinigung Deutschlands 1871

Naturalismus

  • NaturalismusUngefährer Zeitraum: 1880–1900
  • Merkmale: Sozialkritik, Determinierung des Menschen durch Rasse und Milieu, Toleranz, Beginn der Moderne, Sekundenstil
  • Wichtige Autoren: Gerhart Hauptmann
  • Beispielwerke: Vor Sonnenaufgang, Bahnwärter Thiel (Hauptmann)

Der Naturalismus ist der ehrlichere oder (je nach Ansicht) dreckigere Bruder des Realismus’. Beide wollen die Wirklichkeit abbilden, aber der Naturalismus spart das Negative nicht aus: Er zeigt Alkoholiker, Prostituierte, Leid, Armut und Tod.

Wie soll man in einer Welt leben, in der einem alles und alles gleichgültig oder zum Ekel ist?

Gerhart Hauptmann

Ein wichtiger Gesichtspunkt ist dabei die sogenannte Determination. Das bedeutet, dass Menschen ihren Umständen unterworfen sind. Diese Umstände können unterschiedliche Dinge sein, wie Stand, Reichtum oder Armut oder auch die Rasse. Gerade das letzte ist heftig umstritten.

Besondere Elemente sind genaue Beschreibungen, die soweit gehen, dass Figuren Dialekt sprechen oder Umgangssprache benutzen, bisher ungesehen in der Literatur. Ein weiteres Merkmal ist eine genaue Beschreibung gewisser Dinge quasi im Sekundentakt, der sogenannte Sekundenstil.

Der bekannteste Autor des Naturalismus’ ist Gerhart Hauptmann, der erste deutsche Träger des Literatur-Nobelpreises. In seinen Büchern behandelt er arme, dreckige und triebgesteuerte Figuren.

Vor Sonnenaufgang dreht sich um eine reiche, aber alkoholkranke Bauernfamilie. Es zeigt abstoßende Themen wie Seitensprünge, Inzest oder Totgeburten. In Bahnwärter Thiel hingegen ringt der Hauptcharakter mit seiner krankhaften Liebe seiner verstorbenen ersten Frau und dem Verlangen nach seiner neuen Frau und wird so nach und nach wahnsinnig.

Impressionismus

  • Ungefährer Zeitraum: 1890–1910
  • Merkmale: Gefühlsbetont, Licht und Farben, Subjektive Sichten, Sekundenstil
  • Wichtige Autoren: Arthur Schnitzler, Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig, Hugo von Hofmannsthal
  • Beispielwerke: Leutnant Gustl (Schnitzler), Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (Rilke)

In der Literatur ist der Impressionismus immer etwas schwer einzuordnen, da er eher eine Übergangsphase zwischen Naturalismus und dem späteren Symbolismus darstellt.

Der Impressionismus fällt meistens auf durch ausführliche, fast schon übertriebene Beschreibungen von Licht und Farben. Auch ist er sehr gefühlsbetont und subjektiv, also an die Sicht einer Person gebunden.

Der Impressionismus ist nicht nur ein neuer, sondern ein ebenso nützlicher Weg der Betrachtung. Das ist, als würde ein Fenster aufgestoßen und Sonne und Luft strömten ins Haus

Marie Bracquemond, französische Malerin

Leutnant Gustl ist als Ansammlung der Gedanken und Gefühle (auch Innerer Monolog) des Protagonisten geschrieben. Ähnlich zeigen Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge eine Reihe von Tagebucheinträgen die nicht wirklich miteinander zusammenhängen. Sie sind nur kleine Momentaufnahmen aus der Sicht des Protagonisten. Man nennt solche Momentaufnahmen auch Impressionen.

Claude Monet: Japanische Brücke im Garten von Giverny (Ausschnitt)
Claude Monet: Japanische Brücke im Garten von Giverny (Ausschnitt)

Expressionismus

  • ExpressionismusUngefährer Zeitraum: 1910 – 1925
  • Merkmale: Verlust des Ichs, Großstadt, Chaos, Welt ohne Moral
  • Wichtige Autoren: Gottfried Benn, Franz Kafka, Georg Heym
  • Beispielwerke: Morgue und andere Gedichte (Benn), Der Prozess (Kafka), Der Gott der Stadt (Heym)

Nahm der Naturalismus das Häßliche nur mit auf, so konzentrierte sich der Expressionismus ganz auf die “Ästhetik des Häßlichen”. Es geht um Schmutz, Ekel und den Verlust des Ichs, auch “Entindividualisierung”. Die Bedingungen waren gegeben:

Damals immer mehr Menschen zogen in die Städte, Fabriken verpesteten die Luft, es herrschten Elend und Armut. Menschen lebten zusammengepfercht wie Vieh.

Heyms Der Gott der Stadt beschreibt genau das: Eine Darstellung der Stadt als bösartigen, heidnischen Gott:

Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
Und frisst sie auf, bis spät der Morgen tagt.

Georg Heym, “Der Gott der Stadt”

Gottfried Benn, der Dichter des Expressionismus’, arbeitete hauptberuflich als Pathologe und dichtete über die Leichen, die er sezierte. Seine Gedichte tragen erstaunlich beschönigende Namen, wie kleine Aster. Und so findet er immer eine kleine Schönheit im Häßlichen:

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt
Irgendeiner hatte ihm eine dunkel-hell lila Aster zwischen die Zähne geklemmt

Gottfried Benn, “Kleine Aster”

Und dann gibt es noch Franz Kafka, dessen Figuren sich in verwirrenden und entmenschlichenden Systemen verlieren: Der Angeklagte im Prozess erfährt nie auch nur, was ihm überhaupt vorgeworfen wird. Undurchsichtige, verwirrende und gefühlskalte Systeme werden seitdem “kafkaesk” genannt.

1914-1918 Erster Weltkrieg, 1919 Gründung der Weimarer Republik

Neue Sachlichkeit

  • Neue SachlichkeitUngefährer Zeitraum: 1919 – 1933
  • Merkmale: Klare Sprache, sachlich, Darstellung von Missständen, Nüchterner Stil, Zeitgeschichte
  • Wichtige Autoren: Alfred Döblin, Erich Kästner, Thomas Mann, Ödön von Horváth, Bertold Brecht, Erich Maria Remarque
  • Beispielwerke: Fabian. Die Geschichte eines Moralisten (Erich Känster), Berlin Alexanderplatz (Döblin), Italienische Nacht (Horváth), Mario und der Zauberer (Mann), Im Westen nichts Neues (Remarque)

In der Weimarer Republik wandten sich viele von der Subjektivität des Impressionismus’, aber auch der Freudlosigkeit des Expressionismus’ ab. Die Texte der neuen Sachlichkeit sind klar und einfach geschrieben. Sie berichten fast schon zu unbeteiligt über Situationen, die die Figuren eigentlich stärker betreffen müsste.

In Berlin Alexanderplatz beispielsweise schlägt ein Mann seine Freundin. Anstelle jedoch über den Zorn oder die Schmerzen zu schreiben, erklärt Döblin seinen Lesern lieber, wie man seine Schlagkraft berechnet.

Das erste Newtonsche (njutensche) Gesetz, welches lautet: Ein jeder Körper verharrt im Zustand der Ruhe, solange keine Kraftwirkung ihn veranlaßt, seinen Zustand zu ändern (bezieht sich auf Idas Rippen). Das zweite Bewegungsgesetz Njutens: Die Bewegungsänderung ist proportional der wirkenden Kraft und hat mit ihr die gleiche Richtung (die wirkende Kraft ist Franz, beziehungsweise sein Arm und seine Faust mit Inhalt).

Alfred Döblin, “Berlin Alexanderplatz”

Kästner beschreibt in Fabian viele Szenen so beiläufig und trocken, als würde er über das Wetter sprechen, und nicht über die Exzesse und die Untergangsstimmung der frühen 30er Jahre.

Auf der wackeligen Bühne machte ein zwecklos vor sich hinlächelndes Mädchen Sprünge. Es handelte sich offenbar um eine Tänzerin.

Erich Kästner, “Fabian. Die Geschichte eines Moralisten”

Ein weiteres, wichtiges Thema ist die Zeitgeschichte. Viele Werke der neuen Sachlichkeit setzen sich mit damals aktuellen oder kürzlich geschehen Ereignissen auseinander.

Remarque beschreibt die Gräuel des ersten Weltkrieges in Im Westen nichts Neues, in Italienische Nacht wird der langsame Aufstieg der Nazis an einem ganz kleinen Beispiel verdeutlicht: Eine Ortsgruppe Linker zerfleischt sich lieber selbst, als der Nazi-Ortsgruppe Entschlossen entgegenzutreten.

Gegen die Machtergreifung der Nazis waren dann aber auch die Literaten der Weimarer Republik hilflos. Die meisten von ihnen flohen ins Exil.

1933 Nazis kommen an die Macht, 1939-1945 2. Weltkrieg

Nudge Deutsch

Exilliteratur/innere Emigration

  • ExilliteraturZeitraum: 1933 – 1945
  • Merkmale: Exilliteratur: Isolation und Heimweh, Aufklärung über die Nazis, Widerstand; Innere Emigration: Unpolitische Inhalte, Subtile Systemkritik
  • Wichtige Autoren: Erich Kästner, Thomas Mann, Ödön von Horváth, Bertold Brecht, Stefan Zweig
  • Beispielwerke: Jugend ohne Gott (Horváth), Das Gesetz (Thomas Mann), Die verschwundene Miniatur (Kästner)

Selbst im Exil ist es nicht so schlimm zu leben wie allein im Vaterlande.

Stefan Zweig, “Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers”

Viele große Autoren der Weimarer Republik wurden von den Nazis als “undeutsch” eingestuft und flohen aus Deutschland. Der bekannteste unter ihnen ist wahrscheinlich Thomas Mann.  Andere prominente Exilanten Gottfried Benn, Bertold Brecht, Stefan Zweig und Ödön von Horváth .

Ihre Bücher aus dieser Zeit sind voller Warnungen vor den Nazis. Vor dem 2. Weltkrieg wusste der Rest der Welt nicht wirklich, was er von dieser neuen, komischen Regierung in Deutschland halten sollte. Manche sahen sie in einem viel zu guten Licht, anderen war es einfach egal. Die deutschen Exial-Autoren wollten das ändern.

Jugend ohne Gott zum Beispiel zeigt die zunehmende Indoktrination einer Schulklasse aus der Sicht eines regimekritischen Lehrers, der nach und nach daran verzweifelt.

Auch die Trauer und Einsamkeit des Exil sind immer wieder aufgegriffene Themen. Viele der Bücher tragen autobiografische Züge oder sind Autobiografien (wie Stefan Zweigs Die Welt von Gestern).

Manche Autoren beschlossen jedoch, in Deutschland zu bleiben und nur in die sogenannte “innere Emigration” zu gehen. Viele von ihnen blieben bei unpolitischen Texten, die Kritik wenn überhaupt nur andeuten. Der bekannteste innere Emigrant ist wahrscheinlich Erich Kästner, der viele Kinder- und Abenteuerbücher in dieser Zeit schrieb. In Die verschwunden Miniatur reißt der Hauptcharakter zwar durch Europa, aber die Verbrecher sitzen in Berlin.

Nach 1945

Literatur nach 1945 ist oft schwerer einzuschätzen, da es keine so klaren Epochenmerkmale mehr gibt. Wenn dann geht es eher um konkrete Themen: Direkt nach dem zweiten Weltkrieg gab es die sogenannte Trümmerlitertatur, die viel mit der Verarbeitung des Krieges zu tun hatte. Die Literatur in der aufkommenden DDR zerfiel schnell in regimekritische und regimetreue Flügel. Zeitgleich fand auch die Epoche der Nachkriegsliteratur statt.

Ab den späten 60ern hielt die neue Subjektivität Einzug, die wieder zu einem gefühlsbezogenen und persönlichen Stil zurückkehrte. Und jetzt gerade befinden wir uns in der Post-Moderne, die ziemlich schwer zu definieren ist. Beliebte Themen sind hier Ich-Verlust, kulturelle und soziale Vielfalt und der Umgang mit Technologie.

Die wichtigsten Fragen zu den Epochen

Wie erkenne ich die Epoche eines Textes?

Das kann etwas schwierig sein. Am besten ist es, den ungefähre Zeitraum und wichtige Elemente einer Epoche parat zu haben. Sich ein paar Autoren zu merken, kann auch nicht schaden. Merke dir aber, dass ein manche Autoren über mehreren Epochen  hinweg schrieben, z. B. Goethe.

Ich bin ziemlich sicher, dass ein Text zu einer Epoche gehört, aber er hat nicht alle ihre Merkmale... Kann er trotzdem dazu gehören?

Natürlich erfüllt nicht jeder Text alle Anforderungen seiner Epoche. Achte einfach auf wichtige Motive oder Themen innerhalb des Textes und sein Erscheinungsdatum und überlege dir, welche Epoche am ehesten dazu passt.

Der Text, den ich hier habe weißt Merkmale von mehr als einer Epoche auf. Muss ich ihn einer zuordnen?

Nicht zwingend. Bei vielen Texten, gerade an den Enden der Epochen zeigen sich schon die Motiven der nächsten großen Epoche. Goethes Faust II  haut einen ganzen Haufen an Merkmalen, die es sehr schwer machen, es einzuordnen. Wenn dir verschiedene Elemente auffallen, dann schreib das auf jeden Fall mit in deine Interpretation.

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