Die wohl größte Aufgabe im Alltag aller Eltern ist unumstritten die Kindererziehung. Kurt Lewins demokratischer Erziehungsstil könnte ihre Lösung sein! In diesem Artikel erfahren Sie alles über:
- die Methodik und langfristigen Ziele einer demokratischen Erziehung
- wie das Konzept angewandt in der Praxis funktioniert
- und was den demokratische Stil abhebt.
Am Ende des Artikels können Sie dann selbst entscheiden, ob sie für oder gegen den demokratischen Stil stimmen.
Was ist eine demokratische Erziehung nach Lewin?
Alles fand seinen Anfang beim deutschen Sozialpsychologen Kurt Lewin. Lewin gilt allgemein als Begründer der Erziehungsstilforschung. Mit zwei weiteren Forschern fanden sie durch verschiedene Experimente: den autoritären, laissez-faire und demokratischen Stil.
Für einen schnellen Überblick über die verschiedenen Erziehungsstile, empfiehlt sich dieser Artikel von uns: Die 7 bekanntesten Erziehungsstile und was Sie darüber wissen sollten!
Was macht nun die Erziehungsmethode aus?
Maßgeblich ist die aktive Beteiligung der Kinder an wichtigen Entscheidungen (zusammen mit den Erziehungspersonen). Das bedeutet konkret…
…das Kind ist mit seiner Meinung und Sichtweisen gleichberechtigt
…die Erwachsenen entscheiden nicht über den Kopf des Kindes hinweg
…und die Familie bildet so eine ebenbürtige Gruppe.
Grundrichtlinien demokratischer Erziehung
a) bestimmte Grundregeln, die für alle gelten
Das meint Regeln wie bei Rot nicht über die Ampel zu gehen oder die Schule nicht zu schwänzen. Festgelegte Grundregeln bilden den Rahmen der Erziehung und sind nicht verhandelbar.
Alles Weitere, was innerhalb des Rahmens passiert, darf von jedem Familienmitglied in einem Gespräch hinterfragt und diskutiert werden. Der Grundrahmen dient vor allem dem Wohlergehen aller Familienangehörigen.
Damit zeichnet sich ein deutlicher Unterschied zur antiautoritäten Erziehung ab.
b) Erziehungspersonen geben eine vage Richtung und Vorschläge für die Entwicklung vor
Eine freie Entwicklung des Kindes spielt bei der demokratischen Erziehung eine große Rolle. Mit den Hilfestellungen geben Eltern ihren Kindern Orientierungspunkte.
Die Eltern führen die Kinder begleitend auf dem Weg der Erziehung.
Zwischen Eltern und Kindern ist die Bindung daher oft sehr stabil, offen und durch einen starken Rückhalt geprägt. Die Kinder scheuen sich nicht, Probleme und Wünschen direkt anzusprechen.
Demokratisch – schnell und einfach erklärt
Die wichtigsten Fakten für eine demokratische Erziehung sind nun klar. Doch wieso genau heißt es demokratisch?
Als demokratisch wird vor allem ein Staat bezeichnet, in dem ein Volk an politischen Entscheidungen, anhand von Wahlen oder Abstimmungen, beteiligt ist.
Auch Meinungsfreiheit und dass jede Stimme gleich viel zählt, gehört unter die Bezeichnung demokratisch.
Wie ersichtlich ist, steht Demokratie für ein offenes System, das zwar auch bestimmte Regeln und Vorschriften enthält, die Meinung des Volkes aber wahrnimmt und einbaut.
Was hat das mit demokratischer Erziehung zu tun?
Ganz einfach! Die Familie hat eine gleichberechtigte Teilnahme an Diskussionen, Regeländerungen u.v.m. Wiederum haben die Eltern eine leitende Rolle und geben gewisse Grundsätze vor, die unveränderbar sind.
Die Familie bildet also einen eigenen demokratischen ,,Staat”.
Demokratischer Erziehungsstil in der Praxis
Nun zeigen wir kurz anhand eines einfachen (fiktiven) Beispiels, wie ein demokratischer Erziehungsstil im Alltag funktionieren würde.
Es ist Freitag und die Familie Meier plant das Essen für die kommenden Tage. Dafür setzen sich die Eltern mit den Kindern Lisa und Tom an einen Tisch. Alle Familienmitglieder werden zur Entscheidungsfindung hinzugezogen.
Die Kinder möchten am liebsten Nuggets mit Pommes essen. Um den Kindern entgegenzukommen und eine gesunde Komponente einzubringen, schlagen die Eltern vor die Pommes selber zu machen und dazu einen Salat vorzubereiten.
Lisa will aber keinen Salat essen. Daraufhin wird gemeinsam überlegt und schließlich beschlossen, dass jeder seinen Salat wie bei einem Buffet zusammenlegen kann.
Was zeigt die Anwendung des Erziehungsstils?
Dieses kurze Beispiel zeigt, wie Kompromissbereitschaft und auch alle Meinungen der Gruppe beachtet werden. Gemeinsam wurde nach Lösungen gesucht.
Wichtig hierbei ist: auch wenn die Kinder eine große Rolle bei der Mitbestimmung tragen, sind die Eltern die letzte Instanz. Wie im Beispiel kann ein Kind sagen, dass es keinen Salat will. Doch die Eltern bleiben bei ihrer Entscheidung und kommen dem Kind (spielerisch) entgegen.
Es gilt also eine Balance zu finden. Wie einer gut funktionierenden Demokratie müssen alle Instanzen in der Familie zusammenfinden und am Ende für das Wohl aller entscheiden.
Zwischenfazit – die bewährten Ziele einer demokratischen Kindererziehung
Ein demokratischer Erziehungsstil verfolgt spezielle Ziele für das Kind, welche Sie hier aufgelistet finden:
- das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl des Kindes wird gestärkt
- in Diskussionen kann das Kind Eigeninitiative zeigen und entwickeln
- eine ausgeprägte Sprachgewandtheit bildet sich aus
- Kinder lernen, sich konstruktiv auszutauschen.
Zu diesen vier grundlegenden Zielen wird die Team- und Konfliktfähigkeit des Kindes langfristig verbessert. Dies kann besonders in der Schule und auch für die Zukunft von Vorteil sein.
Neben der Stärkung im sozialen und persönlichen Bereich bauen die Kinder durch die gegenseitige Rücksichtnahme schneller Vertrauen auf, werden also auch emotional gestärkt.
Laissez faire – ein anderes Modell im Vergleich
Die Kinder dürfen entscheiden! Trifft das nicht prinzipiell auf den demokratischen UND laissez faire-Erziehungsstil zu? Die Antwort lautet: nicht wirklich.
Doch erstmal zu ein paar allgemeinen Fakten zur laissez-faire Methode.
Das Motto lautet ,,machen lassen”:
- die Eltern nehmen eine stark passive oder neutrale Rolle ein
- die Kinder entscheiden selbstständig, ohne jeglichen Einfluss
- daher erfolgt kein Austausch zwischen Eltern und Kind
Wenn ihr noch mehr über Laissez-faire lesen wollt, findet ihr hier einen ausführlichen Artikel über die Erziehungsmethode: Laissez-Faire Erziehungsstil: Können Kinder sich selbst erziehen?
Was unterscheidet die demokratische von der laissez-faire-Erziehung?
Der Unterschied ist schnell erklärt. Während bei laissez-faire die Kinder auf sich gestellt sind, wird bei der demokratischen Methode die grobe Richtlinie von den Eltern übernommen. Neben Grundregeln haben Eltern auch Entscheidungskraft.
Laissez-faire Eltern halten sich konsequent raus und überlassen den Kindern die Entscheidungen. Dadurch kann es zu vielen Problemen kommen. Welche genau das sind, findet ihr im oben genannten Artikel.
Demokratisch erzogene Kinder können ebenfalls selbstständig Verantwortung übernehmen, sind sich aber dem Rahmen bewusst, in dem sie sich bewegen. Das Recht, zu hinterfragen, gilt für sie und geschieht zusammen mit den Eltern.
Pro und Contra für den demokratischen Stil – was passiert langfristig?
Nachdem vermehrt viele positive Aspekte einer demokratischen Erziehung dargelegt wurden, sollen diese nun vergleichend zu den negativen Punkten betrachtet werden.
Für jeden benannten Punkt gilt: Sie können, müssen aber nicht eintreten. Jedes Kind hat einen individuellen Charakter.
Fazit eines demokratischen Erziehungsstils
Im Vergleich zum autoritären und laissez-faire-Stil bildet eine demokratische Erziehung die goldene Mitte. Es gibt weder strenge Regeln, noch eine komplette Autonomie des Kindes.
Gerade weil dieser Erziehungsweg besonders kommunikative und emotionale Fähigkeiten bestärkt, wenden ihn viele Eltern an.
Ob eine demokratische Erziehung der beste Erziehungsstil ist, liegt nun ganz in ihren Händen. Wie stimmen Sie ab?
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