Ob ganz unbewusst im Alltag oder als wirkungsvolles Stilmittel – Der Chiasmus lässt sich prinzipiell häufig finden und deshalb hast du bestimmt auch schon mal einen verwendet. Doch was genau sind eigentlich Chiasmen, warum benutzen wir sie und wie wirken diese denn am Ende in der Literatur?
Das alles und noch mehr, bekommst du verständlich und vereinfacht in unserem Artikel beantwortet, also hab ganz viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg!
Definition Chiasmus
Als Chiasmus bezeichnet man die spiegelbildliche Umkehrung von Begriffen oder Satzgliedern, welche man aufgrund ihrer syntaktischen Struktur als stilistisches Mittel verwendet.
Das Wort an sich stammt von dem griechischen Wort : “Chi”, was für den Buchstaben “X” steht und somit die Umkehrung in der Reihenfolge der Begriffe symbolisiert.
Beispiele Chiasmus
Allgemeine Beispiele
Beispiel in Gedichten
“Das Gute zieht das Gute an,
das Böse zieht das Böse an.” → “Die Glocke”, Friedrich Schiller
“Wie im Traume seh ich dich,
und wiegt mein Arm dich,
an mein Herz.” → “Ganymed”, Goethe
Beispiel in Zitaten
“Frage dich nicht, was dein Land für dich tun kann,
frage, was du für dein Land tun kannst. ” → John F. Kennedy
“Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für
jedermanns Gier. ” → Mahatma Gandhi
Wirkung Chiasmus
Da Chiasmen sehr vielfältig anwendbar sind, lassen sich mit Ihnen gleich mehrere Wirkungen erzielen. Diese haben wir deshalb mal für euch übersichtlich in einer Tabelle zusammengetragen.
Ästhetik | Verbindung | Verstärkung der Gegensätze | Verstärkung der Ähnlichkeiten | Betonung |
→ Durch die überkreuzte Anordnung kann ein besonders ästhetisches Muster erzeugt werden. | → Durch die zusammenge- hörige Anordnung lassen sich Verse, welche sonst vielleicht einzeln stünden, ideal verbinden. | → Aufgrund der gespiegelten Begriffe lässt sich verdeutlicht ein direkter Gegensatz darstellen. Das funktioniert zum Beispiel hervorragend bei Antithesen. | → Gleichzeitig kann ein Chiasmus auch die Parallelen bzw. Gemeinsam-keiten verdeutlichen. | → Der Chiasmus macht es möglich, bestimmte Aussagen oder Begriffe besonders hervorzuheben. |
Sonderformen des Chiasmus
Der Chiasmus lässt sich in zwei verschiedene Sonderformen unterteilen, welche wir hier einmal kurz für euch erklärt haben. Einmal gibt es den Epanodos und als zweites, den semantischen Chiasmus.
Epanodos
Hierbei bringst du die selben Begriffe in
eine gespiegelte Reihenfolge, wobei vor allem, die genaue
Wiederholung dieser im Vordergrund steht.
Bsp.: “ Die Freiheit ist das Ziel, das Ziel ist die Freiheit.”
Semantischer Chiasmus
Beim semantischen Chiasmus dagegen, ist der Satzbau parallel, die Wortbedeutung allerdings ist dabei gespiegelt.
Bsp.: “Die Hoffnung ist der
Regenbogen über dem
herabstürzenden Bach des
Lebens. ” – Friedrich Nietzsche
Zusammenhang Chiasmus und weitere stilistische Mittel
Wenn der Chiasmus ein Mensch wäre, wäre dieser vermutlich sehr sozial, denn er steht mit einigen weiteren Stilmitteln in enger Verbindung.
Dazu zählen einerseits welche, die ihm ähneln:…
Die Antithese stellt Gegensätze dar und kann, wie bereits erwähnt, durch Chiasmen besonders hervorgehoben werden. Beide Stilmittel werden gerne kombiniert, müssen trotzdem aber nicht zwingend zusammen vorkommen.
Bsp.: Sonne und Mond
Viele Chiasmen enthalten eine Anadiplose. Eine Anadiplose findet nämlich dann statt, wenn das letzte Wort des Satzes identisch zum ersten Wort des nächsten Satzes ist. Durch die Spiegelung der Begriffe bei einem Chiasmus, ist das häufig der Fall wodurch sich schnell eine Anadiplose ergibt.
Bsp.: “Ich esse gerne Pizza!” “Pizza schmeckt mir gut!”
..oder auch welche, die mit dem Chiasmus im direkten Gegensatz stehen:
Nicht nur der Chiasmus wird genutzt, um Antithesen zu betonen. Auch sein Gegenstück, der Parallelismus kann diese Aufgabe übernehmen. Er stellt deshalb das Gegenteil zum Chiasmus dar, da die Satzanordnung bei ihm parallel verläuft. Das bedeutet, anders als bei Chiasmen, sind die Satzglieder hierbei in derselben Anordnung wie im vorherigen Satz aufgebaut.
Bsp.:” Was du sagst, ist wichtig; wie du es sagst, ist unterscheidend.”
Sonderfall zwischen Parallelismus und Chiasmus
Zwischen die beiden Gegensätze Chiasmus und Parallelismus hat sich ein weiteres stilistisches Mittel geschlichen, welches von beiden jeweils ein Attribut trägt.
Die Antimetabole ist, genau wie beim Parallelismus, in paralleler Anordnung zu finden.
Allerdings hat sie zugleich, ebenso wie der Chiasmus eine inhaltlich Kreuzstellung der Satzglieder.
Bsp.: “Wir essen, um zu leben; wir leben, um zu essen.
Fazit
Der Chiasmus hat eine Vielzahl an Funktionen und ist deshalb ein gern verwendetes stilistisches Mittel. Seine Hauptaufgabe liegt in der Betonung, welche sowohl auf Parallelen, als auch auf Gegensätze bezogen sein kann. Er lässt sich in zwei Arten unterscheiden und geht häufig mit der Antithese einher.
Wie du siehst, hängen alle stilistischen Mittel in irgendeiner Art miteinander zusammen, weshalb es gar nicht möglich ist, sie ganz genau voneinander zu trennen. Dadurch ist vor allem wichtig zu wissen, worin sie sich letztlich unterscheiden und auch, wie sie sich gegenseitig ergänzen können.