In diesem Text geht es um die Bevölkerungspyramide und den oft in ihrem Zusammenhang genannten Demografischen Übergang. Hier erfährst du, wie du sie auswertest und welche Formen sie haben kann. Es gibt auch eine Aufgabe und ein FAQ zum besseren Verständnis.
Was ist eine Bevölkerungspyramide? einfach erklärt
Eine Bevölkerungspyramide ist die grafische Darstellung der Altersverteilung nach Geschlecht. Sie wird manchmal auch als Alterspyramide bezeichnet.
Dabei bestimmt die X-Achse die Anzahl an Personen zu ihrem Geburtsjahr (Lebensjahr).
Links von der Y-Achse betrifft dies die Frauen, rechts davon die Männer.
Die Y-Achse bestimmt das Alter der Personen. Je weiter oben (höher auf der Y-Achse) desto älter die Menschen.
Bevölkerungspyramide wurde sie ursprünglich genannt, da die damals beobachteten Gesellschaften die Form einer Pyramide besaßen. Es wurde von sehr vielen jungen Menschen ausgegangen und sehr wenigen alten.
Doch im Laufe der Zeit veränderte sich zumindest in den Industriestaaten die Form mehr und mehr.
Bevölkerungspyramide Formen (und Arten) – welche gibt es?
Grob werden bei der Bevölkerungspyramide sieben Formen unterschieden.
Diese sieben Formen sind:
1. Pagodenform (Verbreiterte bzw. modifizierte Pyramidenform)
2. Pyramidenform (Lineare oder klassische Pyramidenform (gleichschenklige Dreiecksform))
3. Tropfenform/Tannenbaumform
4. Glockenform
5. Bienenkorbform/Bienenstockform
6. Urnenform (überspitzte Zwiebelform)
7. Pilzform
Pagodenform (Verbreiterte bzw. modifizierte Pyramidenform)
Sie ist die erste Form im Prozess. Die Pyramide wird dabei nach unten immer breiter. Meist geht dies mit einer kurzen Lebenserwartung einher. Die Bevölkerung wächst trotzdem stark. Man findet sie besonders in den ärmsten Entwicklungsländern. Ein Beispiel ist Mali 2010.
Pyramidenform (Lineare oder klassische Pyramidenform)
Mehr Leute werden älter, deswegen ist die Spitze nun flacher. Diese Form hatten z. B. die Philippinen 2010.
Tropfenform/Tannenbaumform
Rückgang der Geburtenrate deshalb unten schmaler. Die Pyramide ist nun nach oben verschoben. Beispiele dafür sind zahlreiche Innenstädte.
Glockenform
Geburten- und Sterberate waren über eine längere Zeit stabil, aber plötzlich werden wieder mehr Kinder geboren. In den modernen Industriestaaten kurz nach dem 2. Weltkrieg findet man diese Form öfters. Z. B. Frankreich 1954.
Bienenkorbform/Bienenstockform
Geburtenrate bleibt ungefähr gleich. Sterberate bleibt konstant, aber Menschen werden eher alt, daher ist die Spitze abgeflacht. Ein Beispiel dafür werden die USA 2030.
Urnenform (überspitzte Zwiebelform)
Bevölkerung schrumpft über längere Zeit. Es werden weniger Kinder geboren, deshalb unten schmaler. Die Lebenserwartung ist hoch, Beispiele sind einige moderne Industriestaaten. Italien 2030 wird einer davon.
Pilzform
Noch weniger Kinder werden geboren, jetzt stellen die Älteren die größte Gruppe. Die Bevölkerungszahl nimmt stark ab.
Bisher existiert diese nirgendwo. Es wird aber vermutet, das Japans Bevölkerung um 2060 diese Form haben wird.
Im Zusammenhang mit der Bevölkerungspyramide wird auch öfters der sogenannte Demografische Übergang behandelt.
Demografischer Übergang – was ist das?
Der demografische Übergang ist ein Modell zur Betrachtung vergangener Bevölkerungsentwicklungen. Es wird oft genutzt zur Vorhersage der wahrscheinlichen Entwicklung einer Bevölkerung.
Deshalb wird es manchmal auch zur besseren Interpretation von Bevölkerungspyramiden herangezogen.
Das Modell zeigt das Verhältnis von Sterbe- und Geburtenrate zur Wachstumsrate.
Die heutzutage gängigste Variante des Modells besitzt fünf Phasen:
1. Prätransformative Phase (Phase 1)
2. Frühtransformative Phase (Phase 2)
3. Mitteltransformative Phase (Phase 3)
4. Spättransformative Phase (Phase 4)
5. Posttransformative Phase (Phase 5)
Diese Phasen werden überwiegend durch fünf Faktoren beeinflusst:
Der Zugang zu:
1. Nahrungsmitteln
2. Medikamenten und Ärzten
3. Hygiene
4. Verhütungsmitteln
sowie zur Einstellung Kindern gegenüber
Phase 1
- Wachstumsrate konstant gering
- hohe Geburtenrate (Kinder werden als spätere Versorger der Familie gesehen, kaum Zugang zu Verhütungsmitteln und dem Wissen um diese)
- hohe Sterberate (Nahrungsmittelknappheit, schlechte medizinische Versorgung, schlechte hygienische Bedingungen)
Phase 2
- Geburtenrate bleibt hoch
- Sterberate beginnt zu sinken (neue Entwicklungen in Landwirtschaft → bessere Lebensmittelversorgung, bessere medizinische Versorgung, bessere Hygiene)
- Wachstumsrate (starker) Anstieg
Phase 3
- Geburtenrate geht zurück (Kinder werden nicht mehr als Altersabsicherung gesehen)
- Sterberate geht noch weiter zurück (Entwicklungen von Phase 2 setzten sich fort)
- Wachstumsrate auf Höhepunkt (steigt zu vorher, aber nicht mehr so stark)
Phase 4
- Geburtenrate reduziert sich weiter (Fortsetzung von Phase 3 und guter Zugang zu Verhütungsmitteln)
- Sterberate sinkt nur noch leicht
- Wachstumsrate steigt nur noch sehr gering
Phase 5
- Geburten und Sterberate nun auf gleich niedrigem Niveau (Entwicklungen von vorher pendeln sich ein)
- Wachstumsrate konstant sehr gering
Kritik am Modell des demografischen Übergangs
gilt meist nur für Industriestaaten und ist nicht allgemein übertragbar (und auch in Industriestaaten sind Beginn und Dauer der Phasen sehr unterschiedlich)
- geringer Prognosewert (beschreibt nur vergangene Prozesse)
- Endphase des konstant minimalen oder gleichbleibenden Bevölkerungswachstums ist nicht eingetreten, sondern in vielen Industriestaaten sinkt die Bevölkerungszahl (neuere Bevölkerungspyramiden finden sich im Modell gar nicht wieder)
- Naturkatastrophen, Kriege und besonders Migration werden null beachtet
Die Formen der Bevölkerungspyramide kann man auch den Phasen im Demografischen Übergang zuordnen. Das sieht dann folgendermaßen aus:
Pagodenform | erste Phase |
Pyramidenform | dritte Phase |
Tropfenform/Tanennbaumform | vierte Phase |
Glockenform | nicht übers Modell erklärbar |
Bienenkorbform/Bienenstockform | fünfte Phase |
Urnenform | nicht übers Modell erklärbar |
Pilzform | nicht übers Modell erklärbar |
Anhand der Tabelle kann man auch sehen, dass die meisten Formen ineinander übergehen.
Die Pagodenform wird zur Pyramide, da sich die Sterberate reduziert und so mehr Menschen ein hohes Alter erreichen.
Die Pyramidenform wird zur Tannenbaumform, da sich die Geburtenrate reduziert. Diese Entwicklung setzt sich dann über die Bienenkorbform und die Urnenform zur Pilzform fort.
Die Glockenform fällt raus, da sie nicht Teil eines linearen Wandels sein kann.
Für eine Bevölkerung am geeignetsten wird die Bienenkorbform gesehen. Wenn sie konstant gehalten wird, bleibt die Bevölkerungszahl ungefähr gleich und die Gesellschaft ist trotzdem auf einem hohen Level entwickelt.
2. Demografischer Übergang
Aufgrund der Probleme des Modells des Demografischen Übergangs wurde 1987 die Theorie des 2.ten geschaffen.
Diese beschäftigt sich mit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.
Im Kern beschreibt sie den Wertewandel hin zu postmaterialistischen und individualistischen Werten.
Dieser wird an folgenden Aspekten festgemacht:
1. Geburtenniveau unter 2,1 Kinder pro Frau (deutlich weniger als vorher)
2. durchschnittliches Heiratsalter (deutlich später als vorher)
3. durchschnittliches Alter der Eltern (deutlich später als vorher)
Für die Zukunft sieht die Theorie, diese Folgen:
1. Übergang von der Ehe zum unverheirateten Zusammenleben
2. Übergang vom Kind zum Paar als Mittelpunkt der Familie
3. Übergang von präventiver Verhütung zu einer „selbstverwirklichenden Empfängnis“, also einer als Selbstverwirklichung verstandenen Familienplanung (Selbsterfüllung und persönliche Entscheidungsfreiheit)
Bevölkerungspyramide auswerten – Schritt für Schritt erklärt (mit Beispielen)
Eine Bevölkerungspyramide wertet man wie folgt aus:
1. Man schaut für welches Gebiet und welches Jahr die Angaben gemacht wurden, dies lässt sich einfach anhand der Beschriftung ablesen
2. Nun schaut man sich die Einteilung der Achsen an, also welche Altersabschnitte (meistens 5er) auf der Y-Achse und welche Anzahl (meist Millionen oder einstellige Prozentangaben) auf der X-Achse
3. Nun betrachtet man die Form der Pyramide, um einen ersten Eindruck zu bekommen
4. Als Nächstes überblickt man zur groben Beschreibung die Anzahl an Kindern (0-14 Jahre), Erwerbstätigen (15-64) und Rentnern (65+)
5. Jetzt achtet man auf Extreme. Welches ist die größte Gruppe? Gibt es Auffälligkeiten (starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Einen Bereich, der komplett aus der sonstigen Form fällt? etc.)
6. Nun überlegt man, ob (historisches) Wissen bekannt ist, das diese Extreme erklärt
7. Jetzt denkt man über andere ähnliche Bevölkerungspyramiden nach, die man kennt. Wie haben die sich entwickelt?
8. Als Letztes mutmaßt man aufgrund all der gesammelten Information, wie die zukünftige Form und damit Gesellschaft dieser Bevölkerungspyramide aussehen wird
Bevölkerungspyramide China
In der heutigen Alltagspyramide von China ist der Mittelteil der größte. Also die Gruppe der 30-59-jährigen, in welcher 46,2 % der Bevölkerung liegen. Auch gibt es sehr wenig alte Menschen. Die Gruppe der über 80-jährigen macht nur 2,5 % der Bevölkerung aus. Es werden aber immer weniger Kinder geboren, weshalb sich China zur Urnenform entwickeln wird.
Was außerdem auffällt, ist der große Männerüberhang bei den jüngeren Generationen. Das liegt daran, das China 1979 die Ein-Kind-Politik eingeführt hatte. In der chinesischen Gesellschaft galt es als wichtig, dass die männliche Blutlinie fortgesetzt wird. Dadurch wurden Mädchen häufig abgetrieben. Deswegen ist von den 40-44-jährigen bis zu den Jüngsten immer ein Männerüberhang von min. 0,2 %. Dieser gipfelte in 0,5 % bei den 15-19-jährigen.
Die Geschichte eines Landes ist also zum Teil in einer Bevölkerungspyramide erkennbar.
Bevölkerungspyramide Deutschland
Auch bei Deutschland kann man historische Entwicklungen gut an der Bevölkerungspyramide ablesen. Dies war Deutschlands Bevölkerungsverteilung 1985. Der Anteil der 0-14-jährigen ist deutlich kleiner als vorher durch die 68er Bewegung und die Einführung der Antibabypille. Gleichzeitig gibt es bei den 60 bis 84-jährigen einen deutlichen Frauenüberschuss. Zwar ist ein leichter Frauenüberschuss normal, da Frauen im Schnitt älter werden, aber nicht ein solch großer Unterschied. Der Grund dafür ist der 2. Weltkrieg.
Die meisten Männer mussten in den Krieg und viele von ihnen kamen dabei ums Leben.
Heutzutage (2023) besitzt Deutschland die Urnenform. Genauso wie viele moderne Industriestaaten. Die Bevölkerung schrumpft also.
Aufgabe: Bevölkerungspyramide Indien
Schaue Dir jetzt selber mal die heutige Bevölkerungspyramide von Indien an.
Beschreibe, was Dir beim Betrachten der Bevölkerungspyramide von Indien auffällt
Von oben nach unten betrachtet wird die Form immer breiter bis zu den 20-24-jährigen, die die größte Gruppe bilden. Von da an wird die Alterspyramide nach unten schmaler. Lange Zeit wurden also viele Kinder geboren, in den letzten 24 Jahren aber immer weniger.
Was lässt sich anhand der Form über den Verlauf sagen? Wie sah die Bevölkerungspyramide von Indien in der Vergangenheit aus und wie wohl in der Zukunft? Beschreibe
Anhand der Form ist anzunehmen, dass Indien vor ca. 24 Jahren eine Pyramidenform gehabt haben muss. Jetzt entwickelt sie sich aber (sofern sich nichts verändert) zu einer Urnenform.
Du kannst übrigens beides überprüfen, indem du die entsprechenden Jahre im Graphen anklickst.
Bevölkerungspyramide FAQ
Was ist eine Bevölkerungspyramide einfach erklärt?
Eine Bevölkerungspyramide ist eine grafische Darstellung der Altersverteilung nach Geschlecht innerhalb einer Gesellschaft.
Welche Arten von Bevölkerungspyramiden gibt es?
Grob gibt es sieben Formen von Bevölkerungspyramiden. Diese sind:
Pagodenform, Pyramidenform, Tropfenform/Tannenbaumform, Glockenform, Bienenkorb/Bienenstockform, Urnenform und Pilzform
Welche Form hat die Bevölkerungspyramide von Deutschland?/Wie ist die Altersstruktur in Deutschland?
Die Bevölkerungspyramide von Deutschland ist zurzeit eine Urnenform. Es werden also immer weniger Kinder geboren und die Bevölkerung schrumpft.
Welche ist die beste Bevölkerungspyramide?
Die Bienenkorbform/Bienenstockform gilt als beste Bevölkerungspyramide, da die Bevölkerungszahl weder sinkt noch steigt und die Bevölkerung gleichzeitig gut entwickelt ist.